Full text: [Teil 3 = Quarta, [Schülerband]] (Teil 3 = Quarta, [Schülerband])

5. „Ich habe den Herrn gesehen 
Am Rebengestade des Rheins; 
Zur Messe wollt' er gehen 
Wohl in den vom nach Mainz. 
6. Vas war ein Bild, der Alte, 
Fürwahr von Raiserart! 
Bis auf die Brust ihm wallte 
Der lange braune Bart." 
7. Ins wort fiel ihm der zweite, 
Der mit dem Federhut: 
„Li, Bursch, bist du gescheite? 
Dein Märlein ist nicht gut. 
8. Ruch ich hab' ihn gesehen 
Ruf seiner Burg im harz. 
Am Söller tät er stehen, 
Sein Bart, sein Bart war schwarz." 
9. Da fuhr vom Sitz der dritte, 
Der Mann mit Roller und Sporn, 
Und in der Zänker Mitte 
Rief er in Hellem Zorn: 
lO. „So geht mir doch zur Höllen, 
Ihr Lügner! Glück zur Reis'! 
Ich sah den Raiser zu Rollen, 
Sein Bart war weiß, war weiß!" 
U. Das gab ein grimmes Zanken 
Um weiß und Schwarz und Braun; 
Ls sprangen die Rlingen, die blanken, 
Und wurde scharf gehau'n. 
12. verschüttet aus den Rannen 
Floß der viel edle wein, 
Blutige Tropfen rannen 
Aus leichten wunden drein. 
13. Und als es kam zum wandern, 
Ging jeder in zornigem Mut, 
Sah keiner nach dem andern, 
Und waren sich jüngst so gut. — 
14. Ihr Brüder, lernt das eine 
ñus dieser schlimmen Fahrt: 
Zankt, wenn ihr sitzt beim weine, 
Richt um des Raisers Bart! 
Lmanuel Leibe1. (Huintateil Nr. 30.) 
6. Andreas Hofers Tod. (1810.) 
1. Zu Mantua in Banden 
Der treue Hofer war, 
In Mantua zum Tode 
Führt' ihn der Feinde Schar; 
Ls blutete der Brüder herz, 
Ganz Deutschland, ach! in Schmach und 
Schmerz, 
Mit ihm das Land Tirol. 
2. Die Hände auf dem Rücken 
Andreas Hofer ging 
Mit ruhig festen Schritten; 
Ihm schien der Tod gering, 
Der Tod, den er so manches Mal 
vom Iselberg geschickt ins Tal 
Im heil'gen Land Tirol. 
3. Doch als aus Rerkergittern 
Im festen Mantua 
Die treuen Waffenbrüder 
Die händ' er strecken sah, 
Da rief er aus: „Gott sei mit euch, 
Mit dem verratnen Deutschen Reich 
Und mit dem Land Tirol!" 
4. Dem Tambour will der Wirbel 
Nicht unterm Schlegel vor, 
Als nun Andreas Hofer 
Schritt durch das finstre Tor. 
Andreas, noch in Banden frei, 
Dort stand er fest auf der Bastei, 
Der Mann vom Land Tirol. 
5. Dort soll er niederknieen, 
Lr sprach: „Vas tu' ich nit; 
will sterben, wie ich stehe, 
will sterben, wie ich stritt, 
So wie ich steh' auf dieser Schanz'. 
Ls leb' mein guter Raiser Franz, 
Mit ihm sein Land Tirol!" 
6. Und von der Hand die Binde 
Nimmt ihm der Korporal; 
Andreas Hofer betet 
Allhier zum letztenmal; 
Dann ruft er: „Nun, so trefft mich recht! 
Gebt Feuer! — Ach! wie schießt ihr 
schlecht! — 
Ade, mein Land Tirol!" 
Iuliur Mosen, (tyuintateil Nr. 41.) 
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