Full text: Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte

246 113. Heinrich VIII. von England. Elisabeth von England. 
wie ein Held. Indes erkannte er je länger, desto mehr, daß er niemals 
in Ruhe über Frankreich werde herrschen können, wenn er nicht sein refor¬ 
miertes Bekenntnis opfere. Selbst manche seiner Glaubensgenossen rieten 
ihm, auf diese Weise dem Blutvergießen ein Ende zu machen. Sie be¬ 
dachten nicht, daß eine Verleugnung des Glaubens durch nichts zu recht¬ 
fertigen ist. Heinrich, der wohl ein Kriegsheld, aber kein Glaubensheld 
war, widerstand der Versuchung nicht. „Frankreich ist wohl eine Messe 
wert!" äußerte er ziemlich leichtfertig und trat öffentlich zur katholi¬ 
schen Kirche über. Nun erkannten ihn auch die Katholiken an. 
Als Heinrich nun fest ans dem Throne faß, ist er ein König gewesen, 
wie Frankreich ihn kaum besser gehabt hat. Auf alle Weise suchte er die 
Wohlfahrt seines Landes zu fördern. Er wollte, wie er sagte, es dahin 
bringen, daß jeder Bauer Sonntags fein Huhn im Topfe habe. Zur 
Einfachheit ermunterte er, indem er selbst in einem schlichten grauen Rocke 
einherging und über die lachte, welche, wie er sich ausdrückte, ihre Mühlen 
und Wälder auf dem Rücken trugen. Es war kein Wunder, daß das 
Volk diesen guten König immer lieber gewann. Die Hugenotten, welche 
fein Glanbenswechsel nicht wenig besorgt gemacht hatte, erfuhren 1598, 
daß er sie nicht vergessen habe. Ter König erließ nämlich in diesem 
Jahre das berühmte Edikt von Nantes (spr. Nattgt), wodurch ihnen 
freie Religionsübung gewährt wurde. 
7. Heinrichs Ende (1610). Heinrich endete durch Mörderhand. 
Als er einst durch die Stadt Paris fuhr, mußte fein Wagen in einer engen 
Straße halten, weil der Weg durch mehrere Fuhrwerke versperrt war. 
Diesen Augenblick benutzte ein Böfewicht, namens Franz Ravaillac 
(fpr. Rawajak), ein Katholik. Er springt auf das Hinterrad, biegt sich in 
den offenen Wagen und stößt den König mit einem langen, scharfen Messer 
zweimal in die Brust. „Mein Gott, ich bin verwundet!" ruft Heinrich; 
dann faltet er die Hände, richtet fein Auge gen Himmel und stirbt. 
Der Mörder war, das blutige Messer in der Hand, starr wie eine Bild¬ 
säule neben dem Wagen stehen geblieben. Man ergriff ihn. Als Grund 
feiner That gab er an, daß er den König für einen Feind der katholischen 
Religion gehalten habe. Seine Strafe war schrecklich; mau zwickte ihn 
mit glühenden Zangen und ließ ihn endlich von vier schwachen Pferden 
auseinanderreißen. Die Franzosen aber trauerten noch lange um den 
„guten König Heinrich". 
113. Heinrich VIII. von England. Elisabeth 
von England (1568—1603). 
1. Heimich Till. (1509—1547). In England regierte zu Luthers 
Zeit Heinrich VIII., ein grausamer und wollüstiger Tyrann. Besonders widerlich 
erscheint dieser König als Ehemann. Er nahm nämlich nach einander sechs 
Frauen; von zweien derselben ließ er sich scheiden, zwei ließ er hinrichten, eine 
starb, und die letzte hatte das Glück, ihn zu überleben. Der Reformation war
	        
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