Full text: Leitfaden der Geschichte, Erdkunde, Naturkunde und Sprachlehre für Mittelschulen und die Oberstufe der Volksschulen

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und daher zieht man es vor, durch Kohlen und Dampfmaschinen eine 
billigere Triebkraft herzustellen. 
t tz. 128. Die elektrische Telegraphie ist bis jetzt die wich¬ 
tigste Anwendung des Elektromagnetismus. Da der galvanische Strom 
mit unendlicher Geschwindigkeit den Leitungsdraht durcheilt, so ist es 
möglich, in meilenweiter Entfernung einen Elektromagneten oder 
einen Multiplikator plötzlich zu magnetisieren und eben so plötzlich durch 
Unterbrechung des Stromes wieder unmagnetisch zu machen, so daß man 
den entfernten Elektromagneten zwingen kann, einen eisernen Hebel je 
nach Wunsch anzuziehen und wieder loszulassen. Im Jahre 1838 ent¬ 
deckte Steinh eil durch Versuche auf der Nürnberg - fürther Eisenbahn, 
daß das feuchte Erdreich sich trefflich anstatt des einen Leitungsdrahtes 
benutzen lasse und man also nur einen Leitungsdraht zur Verbindung 
der Stationen brauche. Es wird daher jetzt allgemein bei jeder Station 
der eine Draht in die Erde geleitet und daselbst an einer Kupferplatte 
. , befestigt. Von dieser geht der galv. Strom durch das feuchte Erdreich 
Arl/T^ur Kupferplatte der andern Station. — Im Gebrauch sind Nadel-, 
Druck- und Zeigertelegraphen. 
§♦ 13V. Der Nadeltelegraph von Wheatstone fUihtstohn^ 
besteht aus einem Multiplikator, in welchem eine Magnetnadel hängt. 
Zeichengeber, Zeichenbringer. Durch Herstellung des galv. Stromes 
wird die Nadel nach einer Seite, durch einen Stromwechsel nach der 
andern Seite, so oft man will, abgelenkt. Eine Ablenkung nach links 
bedeutet z. B. den Buchstaben A, zwei Ablenkungen gleich nacheinander 
B re.; eine Ablenkung nach rechts bedeutet P rc. So läßt sich begreifen, 
daß eine solche Vorrichtung wirklich zur Mittheilung von Nachrichten 
dienen kann. 
t tz. 131. Der Drucktetegra p h wurde 1837 von dem Amerikaner 
Morse erfunden. Sein Zeichengeber besteht der Hauptsache nach aus 
einem Elektromagneten, der den einen Arm eines zweiarmigen Hebels 
anzieht und wieder losläßt. Der andere Hebelarm trägt einen Stift, 
der auf einem über eine Nolle laufenden Papierstreifen ein Zeichen 
macht, sobald der Elektromagnet den einen Hebelarm anzieht. — Der 
Zeichengeber ist ein Stromunterbrecher, der in seiner Gestalt Aehnlich- 
keit mit dem Drücker eines Thürschlosses hat. Die Zeichen sind Punkte 
und Striche, und daraus ist ein Alphabet zusammengesetzt. Das Wort 
Osnabrück stellt sich in einer solchen Depesche so der: . — . —. 
. — — ... . — . .. — . — . — . —. — Da die Erlernung und 
geläufige Anwendung des telegraphischen Alphabets einige Uebung er¬ 
fordert, so hat Morse eine Schreibplatte erfunden, die sinnreich und doch 
so einfach eingerichtet ist, daß auch ganz Ungeübte sogleich geläufig tele¬ 
graphieren können. 
t §. 132. Das Relais. Je länger und dünner der Leitungs- 
draht ist, desto schwächer wird der galv. Strom. Cr vermag daher in 
sehr weiter Entfernung nicht mehr den Elektromagneten so kräftig zu 
magnetisieren, daß der Hebel seine Schuldigkeit thut und mit dem Stifte 
ein deutliches Zeichen in den Papierstreifen prägt. Durch größere Bat-
	        
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