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t b. Perrkles. Die höchste Macht und den höchsten Glanz erlangte 444
Athen unter Perikles, der wegen seiner Talente und seiner ausgezeich¬
neten Bildung der größte Grieche genannt werden darf. Er war ein
erfahrner Feldherr; er regierte den Staat mit hoher Weisheit; seine Be-
redtsamkeit war so unwiderstehlich, daß man sagte, er trage den Blitz und
Donner auf seiner Zunge; gerecht, wohlwollend, milde und uneigennützig
wie Aristides, durfte er sterbend sagen, daß durch ihn nie ein Bürger in
Trauer versetzt worden sei. — Die athenische Flotte beherrschte das
Meer; die Doppelmauern zwischen der S.tadt und dem Hafen wurden
vollendet; viele Bundesgenossen wurden Unterthanen. Die Stadt
schmückte sich mit Bildsäulen, Tempeln, Theatern (manche faßten mehr
als 30,000 Zuschauer) und andern Prachtgcbäuden (der Parthenon
= Tempel der Pallas Athene; die Propyläen — Thor am Aufgange zur
Akropolis d. i. Burg). In fein Haus zog Perikles die ausgezeichnetsten
Männer (Phidlas, Baumeister und größter Bildhauer Griechenlands:
Statue des Zeus in Olympia, 19 m. hoch, aus Märmor, Gold und Elfen¬
bein, und der Pallas Athene, Ilm. hoch, aus Marmor und Gold); er
verschaffte jedem die Mittel, sich zu bilden und auszuzeichnen. — Jeder
Bürger, der in der Volksversammlung, im Gerichte, im Heer oder auf
der Flotte dem Vaterlande diente, empfieng ein Tagegeld; Schauspiele er¬
götzten die Menge; Arme wurden freigebig unterstützt. Das Volk war
so gebildet, daß ohne Schaden die meisten Stellen durchs Los besetzt wer¬
den konnten. Handwerke und andere gewöhnliche Arbeiten wurden völlig
den Sklaven überlassen. Geschichtsschreiber und Dichter, Redner und
Bildhauer wetteiferten, die großen Männer und Thaten der Gegenwart
wie der Vergangenheit dem Volke vor Augen zu stellen und es für die
Freiheit und die Größe des Vaterlandes zu begeistern.
Anmerk. 1. Die Stellung der griechischen Frauen war eine sehr unter¬
geordnete. Sie lebten ganz in den innersten Räumen des Hauses, beschäftigt
nur dem Hauswesen oder auch mit Putz, Stickereien u. dgl. Deffentlich er¬
schienen sie bei feierlichen Opfern und Festen und wurden dann mit Achtung
behandelt. Sie hielten auf geschmackvolle Kleidung; einzelne hatten hohe Bil¬
dung, wagten aber nicht, sie zur Schau zutragen; als Schauspielerinnen durf-
wa sie nicht auftreten. Diejenigen, welche die Zechgelage der Männer durch
Tanz und Gesang belustigten, traf allgemeine Lerachtung.
Anmerk. 2. Dichter: Aeschylus» Sophokles, Curiprdes, Aristophänes.
Redner: Penkles, Aeschrnes, Demosthenes. Geschichtsschreiber: Herödot, Thucy-
mdes, Xenoiphon. Philosophen: Sokrates, Plato, Aristoteles. Größter Bild¬
hauer: Phidias. — Griechische Säulen: die einfache kräftige dorische, die
schlanke ionische mit gelocktem und die prächtige korinthische mit reichver¬
ziertem Kapitäl (Kopfstück). Berühmte noch jetzt vorhandene Statuen: der
Apollo und die Gruppe des Laoköon im Palast Belvedere in Rom, die Ve¬
nus im medicetschen Palast zu Florenz, die Venus von Milo (Insel Melos)
Paris u. a.
ten Die s. g. 7 Wunder der Welt: 1) die Pyramiden in Aegyp-
3) w. H ""eh der Leuchtturm zu Alexandria); 2) die Mauern von Babylon;
Hangenden Gärten daselbst; 4^ der Dianeniempel zu Ephesus; 5) die
nviotz zu Rhodus (eine dem Sonnengott geweihte Bildsäule, 41 m. hoch).