Full text: Lesebuch für Volksschulen

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4. Friedrichs Kreuzzug und Tod. Noch als 70jähriger Greis zog 
Friedrich in einem Kreuzzuge in'S gelobte Land, um das heilige Grab aus der 
Gewalt der Türken zu befreien. Unter unsäglichen Mühseligkeiten und beständigen 
Kämpfen mit den Türken erreichte das Heer Kleinasien und kam an den Fluß 
Saleph. Weil cs nur langsam über die schmale Brücke dieses Flusses hiuüber- 
rücken konnte, so sprengte der Kaiser, des Zögerns müde, mit dem Pferde in 
den Fluß, ihn zu durchschwimmen. Aber ein Strudel erfaßt den allzukühnen 
Greis, reißt ihn fort und — ein Leichnam nur kommt an's User. Die Kreuz¬ 
fahrer wehklagten und trauerten um ihn, und in Deutschland wollte man lange 
nicht glauben, daß der Schirmherr des Reiches, der geachtete und gefürchtete 
Rothbart, wirklich gestorben sei. Noch jetzt geht die Sage, Friedrich sei nicht 
gestorben, sondern schlafe im Kyffhäuserberge in Thüringen, halte hier 
mit seinen Helden und seiner Tochter Hof und werde dereinst, wenn die Raben 
nicht mehr um den Berg fliegen, wieder hervorkommen, um das deutsche Reich 
wieder glorreich uud einig zu machen. 
14. Barbarossa im Kyffhänser. 
1. Der alte Barbarossa, 
Der Kaiser Friederich, 
Im unterird'schen Schlosse 
Hält er verzaubert sich. 
2. Er ist niemals gestorben, 
Er lebt darin noch jetzt; ' 
Er hat im Schloß verborgen 
Zum Schlaf sich hingesetzt. 
3. Er hat hinabgenommeu 
Des Reiches Herrlichkeit 
Und wird einst wiederkommen 
Mit ihr zu seiner Zeit. 
4. Der Stuhl ist elfenbeinern, 
Darauf der Kaiser sitzt, 
Der Tisch ist marmelsteinern, 
Worauf sein Haupt er stützt. 
5. Sein Bart ist nicht von Flachse, 
Er ist von FeuerSgluth, 
Ist durch den Tisch gewachsen, 
Worauf sein Kinn ausruht. 
6. Er nickt als wie im Traume, 
Sein Aug' halb offen zwinkt, 
Und je nach langem Raume 
Er einem Knaben wiukt. 
7. Er spricht im Schlaf zum Knaben: 
„Geh' hin vor's Schloß, o Zwerg, 
Und sieh', ob noch die Raben 
Herflicgen um den Berg! 
8. Und wenn die alten Raben 
Noch fliegen immerdar, 
So muß ich auch noch schlafen 
Verzaubert hundert Jahr." 
i Friedrich Rückert. 
15. Schwäbische Kunde. 
Als Kaiser Rothbart lobesam 
Zum heil'gen Land gezogen kam, 
Da mußt' er mit dem frommen Heer 
Durch ein Gebirge, wüst und leer. 
Daselbst erhub sich große Noth: 
Viel Steine gab'S und wenig Brot, 
Und mancher deutsche Reitersmanu 
Hat dort den Trunk sich abgethan. 
Den Pferden war's so schwach im Magen, 
Fast mußte der Reiter die Mähre tragen. 
Nun war ein Herr aus Schwabenland, 
Von hohem Wuchs und starker Hand, 
Deß Rößlein war so krank und schwach, 
Er zog es nur am Zaume nach. 
Er hätt' es nimmer aufgegeben, 
Und kostet's ihm das eig'ne Leben. 
So blieb er bald ein gutes Stück 
Hinter dem Heereszug zurück.
	        
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