Full text: Lesebuch für Volksschulen

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2. Bald sind die Kinder gekommen und haben 
Das arme Ding in dem Garten begraben 
Und d'rllber gepflanzt einen Rosenstrauch; 
Der trug dann schöne Blüthen auch. 
Dort haben sie auch oft gesessen 
Und den lieben Vogel nicht vergessen. Hey. 
15. Die Sonnenstrahlen. 
Die Sonne war aufgegangen und stand mit ihrer schönen glän¬ 
zenden Scheibe am Himmel. Da schickte sie ihre Strahlen aus, um 
die Schläfer in dem ganzen Lande zu wecken. Da kam ein Strahl zu 
der Lerche. Sie schlüpfte aus ihrem Neste, flog in die Luft hinauf 
und sang: „Liri liri li, schön ist's in der Früh." — Der zweite Strahl 
kam zu dem Häschen und weckte es auf. Das rieb sich die Augen 
nicht lange, sondern sprang aus dem Walde auf die Wiese und suchte 
sich zartes Gras und saftige Kräuter zu seinem Frühstück. — Und ein 
dritter Strahl kam an das Hühnerhaus. Da rief der Hahn: „Kikiriki!" 
und die Hühner flogen von ihrer Stange herab und gackerten in dem 
Hofe und suchten sich Futter und legten Eier in das Nest. — Und 
ein vierter Strahl kam an den Taubenschlag zu den Täubchen. Die 
riefen: „Ruckediku, die Thür ist noch zu." Und als die Thür aufge¬ 
macht war, da flogen sie alle in das Feld und liefen über den Erbsen¬ 
acker und lasen sich die runden Körner auf. — Und ein fünfter Strahl 
kam zu dem Bienchen. Das kroch aus seinem Bienenkorb hervor und 
wischte sich die Flügel ab und summte dann über die Blumen und 
den blühenden Baum hin und trug den Honig nach Hause. Da kam 
der letzte Strahl an das Bett des Faullenzers und wollte ihn wecken. 
Allein er stand nicht auf, sondern legte sich auf die andere Seite und 
schnarchte, während alle anderen arbeiteten. Curtman. 
16. Morgenlied. 
1. Die Nacht ist nun vergangen, 
Der Morgen steht so herrlich da, 
Und alle Blumen prangen 
Und alle Bäume fern und nah. 
2. Die frommen Nachtigallen, 
Die singen laut im Freudenklang, 
Die Lerche höchst vor allen, 
Zum Himmel bringen sie Gesang. 
3. Der Kukuk auf den Zweigen 
Und auch der Zeisig klein, 
Sie woll’n sich dankbar zeigen, 
Will keiner der letzte sein. 
E. M. Arndt. 
17. Der Fuchs und die Trauben. 
Ein Fuchs kam auf einem Gange nach Beute an einen Weinstock, 
der voll süßer Trauben hing. Lange schlich er vor demselben auf und 
ab, überlegend und versuchend, wie er zu den Trauben gelangen könne. 
Aber umsonst, sie hingen zu hoch. Um sich nun von den Vögeln, 
welche ihm zugesehen hatten, nicht verspotten zu lassen, wandte er sich 
mit verächtlicher Miene weg und sprach: „Die Trauben sind mir zu 
sauer, ich mag sie nicht haben."
	        
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