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kräuterreichen Bergweiden ein sehr schmackhaftes Fleisch. Wildpret kommt viel
vor; auf Hirsche, Rehe und Eber oder wilde Schweine wird fleißig Jagd gemacht.
Die Bewohner dieser einsamen Berge und Wälder führen in ihrer Abgeschiedenheit
von den lockenden Gütern und Genüssen der großen Welt ein stilles, zufriedenes
Leben und sind einfach, ehrlich und gutmüthig.
Es liegt nicht daran, wo man wohnt,
Auch nicht, wie uns die Arbeit lohnt;
Ein frommes und zufried'nes Herz
Fühlt frohbeglückt sich allerwärts.
Der fruchtbarste, am besten angebaute Theil der Eifel ist das Maifeld,
das sich nach Neuwied und Koblenz hinabsenkt.
3. Der Hunsrück. Das dritte auf der linken Rheinseite liegende Gebirge
heißt der Hunsrück und breitet sich zwischen Mosel, Nahe, Rhein und
Saar aus. Es besteht aus mehreren gegen 2000 Fuß hohen, mit Wald be¬
deckten Bergrücken, von welchen der Soonwald, der Jdarwald und der
Hochwald die bedeutendsten sind. Die Berghöhen sind von vielen Thälern
und Schluchten unterbrochen. Da, wo sich die Ebenen den Flüssen zuneigen, wird
gute Wintersaat geerntet, in dem höhern Boden wird Gerste und Hafer, vorzüg¬
licher Kleesamen, Flachs und Hanf gezogen. Die dichten Waldungen enthalten
viel Wild. Am Südfuße des Gebirges breitet sich eine fruchtbare, anmuthige
Landschaft aus. Hier liegen die wichtigen Steinkohlenlager von S aa r b rü cken,
mit reichen Eisenlagern in Verbindung; hier wird auch Braunstein und
Quecksilber gewonnen. Achatgruben beschäftigen zwischen einsamen Bergen
viele kunstreiche Arbeiter, unter denen wenige sind, die mit ihren Sachen nicht
einige europäische Hauptstädte besucht hätten. Die Bewohner des Hunsrücks
sind kraftvolle, biedere Menschen; sie sind sehr arbeitsam und mäßig, und bei
der geringen Fruchtbarkeit ihres Bodens zwar nicht reich, aber auch nicht arm.
Die frische Wald- und Bergluft erhält sie rüstig und gesund; ihre Dreistigkeit
und Unerschrockenheit macht sie zu guten Soldaten.
141. Der Laacher See.
Unweit Andernach am Rheinstrom liegt aus dem Gipfel eines Berges
der Eifel ein See, der durch seine herrliche Lage und durch die Schönheit
seiner Umgebungen viele Wanderer herbeilockt. Er heißt der Laacher See
und füllt mit seinen Fluthen die Krater eines ehemaligen feuerspeienden Berges.
Solcher Seen giebt es in der Eifel noch mehrere, die man dort Maare nennt.
In uralten Zeiten gab es nämlich viele feuerspeiende Berge in der Eifel, deren
Oesfnungen (Krater) sich später manchmal mit Wasser füllten. Der Laacher
See ist 1500 Morgen groß, ist mehr als eine Viertelstunde lang und breit und
hat eine Tiefe von 215 Fuß. Welche Massen aus diesen Oeffnungen heraus-
gespieen werden konnten, das zeigen noch jetzt die großen Tufflager in der
Nähe des Berges, sowie die ungeheure Lavamasse von Mendig. Der Tuff
ist ein gelblich-graues Gestein, welches so weich ist, daß man es fast mit einem
Beile behauen kann. Es ist der Stein, welcher zu unseren Backöfen gebraucht
wird. Wird er zermahlen und mit etwas Wasser und Kalk vermischt, so giebt
das einen Mörtel, der im Wasser stcinhart wird und keine Feuchtigkeit durch¬
läßt. Man gebraucht ihn deshalb zum Mauern der Keller, Brückenpfeiler rc.
In diesem Zustande heißt der Tuffstein Hraß. Daß der Tuff früher glühend
oder flüssig war, zeigen die vielen ganz oder theilweise verkohlten Baumstämme,
die sich in demselben eingeschlossen finden. Die Lavamasse von Niedermendig
ist auch ein Gestein, dem man es ordentlich ansehen kann, daß es früher einmal
flüssig oder feurig gewesen und nach und nach erkaltet ist. Es ist löcherig und
doch fest zusammenhaltend und eine Masse, nicht geschichtet, wie anderes Ge¬
stein. Seine Farbe ist blau-schwarz-grau. Basanit heißt dieses Gestein. Es
wird zu Thür- und Fensterrahmen und zu Mühlsteinen verarbeitet. Letztere
Lesebuch für Volksschulen. ig