Full text: Lesebuch für Volksschulen

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der Natur vorgefunden, sondern sind aus mehreren Erd- und Steinarten und 
andern Mineralien zusammengesetzt. 
1. Die Kieselerde wird im Wasser nicht weich, wie die Thonerde; im 
Feuer wird sie auch nicht zu Kalk und Gyps; sie fühlt sich rauh und scharf 
an und knirscht zwischen den Zähnen. Durch Zusammenschmelzen der Kieselerde 
mit Pottasche oder Soda erhält man das Glas. 
Die Steine, die größtentheils aus Kieselerde bestehen, zeichnen sich durch 
Glanz und große Härte aus. Sie geben anr Stahl Funken. Dahin gehören 
die kostbaren Edelsteine, welche geschliffen Juwelen heißen, z. B. der 
röthliche Rubin, der bräunliche oder kirschrothe edle Granat, der gelbrothe 
Hyacinth, ferner der Quarz, welcher fast überall als Bachkiesel, als 
Sand und in großen Blöcken herumliegt, der Feuerstein, der Achat, 
woraus Dosen und andere Kunstsachen gemacht werden, der Granit, ein 
uneben und körnig aussehender Baustein, der durchsichtige, meist wafferhelle 
Bergkrystall, die Sand- und Kieselsteine, der löcherige Bimsstein, 
den man als Laoa an feuerspeienden Bergen findet. 
2. Die Thon- oder Alaunerde wird im Wasser zu einem form¬ 
baren Terge, der in der Luft oder im Feuer hart wie Stein wird. Hierzu 
gehören der gelblich-graue Thon, welcher, mit Saud vermengt, Lehm heißt. 
Aus dein Lehm werden Dach- und Mauerziegel gebrannt, auch benutzt man ihn 
bei der Anfertigung der Lehmwünde. Der Töpferthon ist fetter und zäher 
als der Lehm. Der Töpfer verfertigt daraus Oefen und allerlei irdene Ge¬ 
schirre. Aus weißer reiner und feiner Thonerde werden die langen Tabaks¬ 
pfeifen verfertigt und durch Zu'atz von fein puloensirten Feuersteinen das 
Steingut gemacht. Die Porzellanerde ist die reinste und feinste Thonerde. 
Sie wird nur selten sin China, Sachsen, Schlesien rc.) gesunden, mit Kiesel 
oder Quarz und etwas Gyps vermengt, und dann zu verschiedenen Geschirren 
und Schmucksachen geformt, die in thönerne Kapseln eingeschlossen und dann 
gebrannt werden. Wenn erforderlich, so werden die gebrannten Stücke bemalt 
und dann nochmals gebrannt. 
Von den Steinen, deren Hauptbestandtheil Thonerde ist, merken wir uns 
den Rothstein, den Thonschiefer, den Wetzstein und den Basalt, ein 
harter Stein, der zur Bepflasterung der Wege verwandt wird. 
Der Thonschiefer gehört zu den nutzbarsten Felsarten, besonders dessen 
weiche Arten, welche sich leicht spalten und schleifen lassen. Man braucht ihn 
zum Decken der Gebäude, zu Schiefertafeln und Griffeln. Wie wird aber die 
Schiefertafel verferkigt? — In dem Steinbruch starren die Lagen des schwärz¬ 
lichen Schiefergesteins wie die Blätter eines riesenhaften Buches empor. Lage 
nach Lage wird fortgeschält, mit breitschneidigen Hämmern aus dem Gröbsten 
behauen, dann die Schieferstücke auf Karren geladen und nach dem nahen Dorfe 
gebracht. Dort ist alles in geschäftiger Thätigkeit. Mit meißelartigen Werk¬ 
zeugen werden die dünnen Tafeln glatt geschabt und ihr Rand genau in Ge¬ 
vierte geschnitten. Andere Arbeiter benetzen die rauhen Flächen mit Wasser 
und reiben sie mit einem feinen Sandstein ab. Mit Kohlenpulver und Oel 
wird ihnen endlich die letzte Politur gegeben. Die Schieferplatten werden null 
noch mit einem Rahmen versehen und die fertigen Schiefertafeln wandern dann 
in die Läden der Kaufleute. 
3. Die Kalkerde ist fast überall theils in lockerer, theils in fester Eigen¬ 
schaft verbreitet. In fester Eigenschaft giebt sie die kalkartigen Steine. Der 
gewöhnlich weißgraue Kalkstein dient besonders zur Bereitung des Baumörtels. 
So lange er noch mit Kohlensäure und Wasser verbunden ist, heißt er roher 
Kalk. Diese Bestandtheile werden durch starkes Feuer in Kalkbrennereien aus 
ihm entfernt und er heißt dann gebrannter oder ungelöschter Kalk. Wird 
Wasser auf diesen Kalk gegossen, so braust er auf, entwickelt starke Hitze und 
löst sich auf. In diesem Zustande heißt er gelöschter Kalk. Zu den Kalk¬ 
steinen gehören auch die Kreide, der Marmor, der Tropfstein, welcher 
in Höhlen durch das Herabtröpfeln der Kalkwaffer entsteht (Baumannshöhlein
	        
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