60 
eigentümliche Art, Gesetz, Verfassung und Bildung. Jedes Volk, meine 
Freunde, das sich zu einer gewissen Höhe entwickelt hat, wird entehrt, wenn 
es Fremdes in sich aufnimmt, sei dieses auch an sich gut; denn seine eigne 
Art hat Gott jedem zugeteilt und darum abgesteckt Grenze und Ziel, wie 
weit die verschiedenen Geschlechter der Menschen wohnen sollten auf dem 
Erdboden. Wie drängte sich uns aber vorher auf das Fremde, wie drohte 
es je länger je mehr die gute eigne Sitte und Art überall zu verdrängen! 
und welch ein Fremdes! halb der zügellosen Wildheit jener schandervollen 
inneren Verwirrungen entsprossen, halb für die spätere Tyrannei erdacht. 
Indem wir aufstehn, um dieses ganz von uns abzuwerfen und für die 
Zukunft abzuhalten, werden wir wieder ein Königreich, das sich auf den 
Herrn verläßt; denn auf den verlaßt sich ein Volk, das beschützen will um 
jeden Preis den eigentümlichen Sinn und Geist, den Gott der Herr ihm 
anerschaffen hat, das also kämpft um Gottes Werk; und nur in dem Maß, 
als uns dieses gelingt, können wir werden wie ein Baum am Wasser ge¬ 
pflanzt, der sich nicht fürchtet, wenn eine Hitze kommt, und der seine eignen 
Früchte bringt ohne Aufhören. 
Vorzüglich aber erwächst uns eine freudige Hoffnung des Erstehens 
aus der Art und Weise, wie das große Werk, dessen Beginn wir feiern, 
sich entwickelt. Lasset uns zuvörderst nicht unerwähnt vorübergehen an den 
Gaben, die wir von Reichen und Armen, Groß und Klein dargebracht sehen 
auf dem Altare des Vaterlandes. Wir wollen sie nicht betrachten nach 
ihrer Zulänglichkeit zu dem Zweck, dem sie gewidmet sind — denn wie 
willig und wie reichlich gespendet, tilgen sie doch nur einen kleinen Teil 
des Bedürfnisses — sondern nach ihrer innern Bedeutung und nach dem 
Geist, dessen Äußerungen sie sind. Indem wir sie darbrachten, warteten 
wir nicht, bis gefordert ward und geboten, sondern so wie wir das Be¬ 
dürfnis kannten, eilten wir herbei. Wie es der Tod jedes gemeinen Wesens 
ist, wenn nur der Buchstabe des Gesetzes waltet, und niemand durch That 
und Gefühl weiter teilnimmt, als dieser ihn anweiset; wie dies ein sicheres 
Zeichen davon ist, daß die höheren Güter des Lebens durch die bestehende 
Ordnung nicht hervorgebracht werden, und der Durst nach ihnen nicht ge¬ 
weckt wird: so ist dieser treue, lebendige Geist für das, was dem gemeinen 
Wesen not thut, ein sicheres Zeichen davon, daß der belebende Saft wahrer 
Liebe eingetreten ist in den Staat, und daß die Blätter dieses geistigen 
Baumes grün bleiben werden auch in der Hitze und im dürren Jahre. 
Und wenn mancher alles, was ihm von irdischen Kleinoden und Juwelen 
geblieben war, hingegeben hat: so laßt uns dies ansehn als das notwendige 
Anerkenntnis, daß es in diesem Kampf nicht geht um irdische Güter, sondern
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.