Full text: Lesebuch für die 5., 6. u[nd] 7. Klasse der Volksschule

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14. Der Maikäfer. 
um zu einem neuen Kleide zu gelangen. Damit sie dieses 
wichtige Werk in aller Ruhe und Bequemlichkeit ausführen 
können, gehen sie etwas tiefer in die Erde, machen sich eine 
runde, innen geglättete Höhle und warten, bis das Wams 
von selber platzt. Ist dies geschehen, so benutzt der Enger¬ 
ling den günstigen Augenblick und schlüpft hinaus. Ohne 
sein Zuthun ist ihm schon vorher unter dem alten Kleide 
ein neues gewachsen, ganz nach dem Muster des abgelegten. 
Nun steigt der verjüngte Engerling wieder in die Höhe und 
fällt mit großer Begier über die Pflanzenwurzeln her. 
Natürlich leiden die Gewächse infolge dieser Gefräßigkeit 
sehr, lassen traurig die Köpfe hängen und verwelken ganz, 
wenn der Regen lange auf sich warten läßt. Darum sind 
der Landmann und der Gärtner den Engerlingen eben so 
wenig hold, wie den Maikäfern. Sie vertilgen sie, wo sie 
nur können, und sehen es recht gern, wenn die Saatkrähe 
im Frühjahre hinter dem Pfluge hergeht und alle auffrißt, 
die sich in der Furche blicken lassen. So treiben die Enger¬ 
linge ihr Wesen 3 bis 4 Jahre lang in der Erde. Zu 
Ende des letzten Sommers steigen sie tiefer als jemals in 
dieselbe hinab, machen sich noch einmal eine recht hübsche 
längliche Höhle und harren darin der Veränderungen, die 
noch mit ihnen vorgehen sollen. Nach einer kurzen Rast 
von etlichen Tagen wird die Haut nochmals abgestreift. 
Aber diesmal geht nicht ein Engerling daraus hervor, 
sondern eine Puppe, ein Geschöpf, das weder Larve noch 
Käfer ist, indes doch mit letzterem die meiste Ähnlichkeit hat. 
Beine und Fühler sind an den Leib gezogen und zur 
Fortbewegung untauglich. Ebenso bleibt das sonst so ge¬ 
fräßige Maul in vollkommener Ruhe. Nach 4 bis 8 Wochen 
wird die Hülle wieder gesprengt, und es erscheint nun 
endlich der vollendete Käfer. Rumpf und Glieder sind 
anfangs ganz weich und blaß, erhärten aber bald und be¬ 
kommen dabei die bekannte, dunkle Farbe. Vom Februar 
an arbeiten die Käfer sich höher hinauf, besonders in frost-
	        
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