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195. Der Wind.
Geheul entsteht? Habt ihr darüber wohl einmal nach¬
gedacht? Laßt es uns mit einander bedenken!
Wind ist stark bewegte Luft; das fühlt jeder, der
gegen den Wind gehen muß. Nun wissen wir wohl, daß
die Luft, wenn sie mit Gewalt geblasen wird, z. B.
aus einem Blasebalge, große Kraft hat. Aber wir be¬
merken in der Natur nichts von solchen Blasebälgen oder
anderen Einrichtungen, wodurch die Lust kräftig fort¬
geblasen wird. Doch gibt es solche Einrichtungen. Um
sie euch kennen zu lehren, müssen wir mit der Betrachtung
eines Ofens beginnen.
Wenn der Ofen gut brennt, kann es zuweilen im
Ofenrohr auch gewaltig schnurren und brummen, nicht
wahr? Es ist ein ähnliches Geheul, wie der Wind es
hören läßt. Und daß im Ofen in der That Wind ist,
könnt ihr bemerken, wenn ihr nahe vor das offene Thür-
chen oder vor das Luftloch unter dem Roste ein Papierchen
haltet und es loslaßt. Es fliegt in den Ofen hinein;
es ist, als ob es hineingesogen würde. Wir sagen dann,
daß der Ofen gut ziehe. Der Zug entsteht dadurch, daß
die Luft im Ofen durch das Feuer erwärmt wird. Was
wärmer wird, dehnt sich aus, und was sich ausdehnt, wird
leichter. Das ist leicht zu begreifen. Stellt euch vor, wir
hätten ein Liter kalte Luft und das Liter Luft wiege
ein Gramm. Wenn nun diese Luft sehr warm wird und
sich so weit ausdehnt, daß sie IV2 Liter anstatt des 1 Liter
füllt, dann wird doch das Gewicht davon nicht zugenommen
haben; es ist dieselbe Menge Luft geblieben, nur der Raum,
den sie einnimmt, ist größer geworden. Unsere 14/2 Liter
warme Luft werden ebenso gut 1 Gramm wiegen wie das
1 Liter kalte Luft. Ein Liter warme Luft wird weniger
wiegen als 1 Gramm; denn 1 Liter ist weniger als IV2 Liter.
Mithin wiegt 1 Liter warme Luft weniger als 1 Liter
kalte, oder allgemein ausgedrückt: warme Luft ist leichter
als kalte.