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26. Der Totengräber.
daß sein Nock gut ausgebürstet und seine Hände und sein
Gesicht rein waren. Nennst du dies alles keinen Empfehlungs¬
brief? Ich gebe mehr darauf, was ich von einem Menschen
weiß, nachdem ich ihn zehn Minuten lang gesehen, als auf
das, was in schön klingenden Empfehlungsbriefen geschrieben
steht."
26. Per Totengräber.
Der liebe Gott sorgt für die Spinneneier, für die
jungen Fröfchlein, für den verlassenen Kuckuck. Er gibt den
jungen Ameisen süßen Saft zu trinken; er begleitet die
vielen tausend Tiere ihr ganzes Leben lang, gibt ihnen
Nahrung, zeigt ihnen treu den Weg und lehret sie, sich
gegen ihre Feinde zu wehren. Er steht ihnen bei bis zu
ihrem Tode, und er sorgt sogar noch nach ihrem Tode da¬
für, daß sie begraben werden!
Es gibt ein Käferchen, noch kleiner als ein Maikäfer,
welches das Geschäft erhalten hat, die kleinen Tiere zu
begraben. Man hat ihm deshalb auch den Namen „Toten¬
gräber" gegeben. Liegt im Sommer auf dem Felde ein
totes Mäuschen, dann währt es nicht lange, so kommt durch
die Luft ein solches Käferchen gesummt. Vier Flügel hat
es. Zwei davon sind hart, zwei dagegen sind zart und
weich. Zum Fliegen dienen ihm nur die letzteren. Jetzt
läßt sich der Totengräber nieder, faltet seine zarten Flügel
säuberlich zusammen, legt sie auf den Rücken und deckt die
beiden harten Oberflügel zum Schutze darüber. Der Toten¬
gräber ist schlicht braun von Farbe. Sein Kopf und seine
Brust sind einfach schwarz, wie sich's für sein ernstes Ge¬
schäft geziemt, und auf dem Rücken trägt er überdies noch ein
schwarzes Kreuz. Bald nach dem ersten Käfer folgt meist
noch ein zweiter und dritter, ja manchmal versammeln sich
deren noch mehr. Wie sie es erfahren haben, daß hier ein
totes Tier sich befindet, ist uns noch ein Rätsel. Sie haben
zwar zwei große Augen, deren jedes aus mehr als hundert