33. Das Siiefengebirge.
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Schindeln gedeckt und reicht bei den an Bergabhängen
stehenden Bauden an der Hinterseite bis auf den Boden
hinab. Unter demselben ist der Futtervorrat und zuweilen
die Schlafstelle für einen Teil der Familie oder der Gäste.
Der Reisende findet darin eine gute Herberge.
Im Frühjahr ist das Viehaustreiben, im Sommer die
Wanderung auf die Waldweide die Freude und Belustigung
der Bewohner dieser einsamen Berghütten und der Dörfer
am Fuße des Gebirges. Um Johannis wird gewöhnlich
das Vieh aus den Ställen „zu Berge getrieben". Beim
Schalle langer, hölzerner Schalmeien, Hellahörner genannt,
bei fröhlichem Gesänge und dem Geläute der Glocken, deren
jedes Rind eine an einem verzierten Bügel am Halse trägt,
treibt man die blökenden Herden zwischen Fichten und
Tannen zu den Sommerbauden in das Hochgebirge, welches
nun 14 —15 Wochen lang von diesen fröhlichen Tönen
widerhallt. Das ist die Zeit der Ernte. Da wird Butter
und Käse gemacht für den eigenen Bedarf und für aus¬
wärtigen Absatz. Vorzüglich lobt man die runden Kräuter¬
käse (Koppenkäse), denen ein gewürztes Pulver von Majoran,
Thymian, Bergsalbei, Bergminze, Steinklee und Schafgarbe
beigemischt ist.
Ein stets schneereicher Winter, welcher vom Oktober
bis in den Mai dauert, verkürzt die Frühlings- und Herbst¬
zeit auf einige Wochen, wie in den Gegenden des hohen
Nordens. Der Herbst selbst beginnt mit Frösten, welche
auf den Gebirgsrücken meistens von Schneegestöber begleitet
sind, während derselbe im Flachlande noch von feuchter,
regnerischer Beschaffenheit ist. Auf den höchsten Gebirgs¬
rücken schmilzt dann gewöhnlich der Schnee nicht mehr, und
nur auf den niederen Abhängen und in den Thälern herrscht
vor dem gänzlichen Einwintern noch einige Wochen der
Wechsel von Frost und Tauwetter. Die angehäufte Schnee¬
masse, gewöhnlich die Höhe von 2 na übersteigend, setzt
dann die Baudner oft Wochen, ja Monate lang aus aller