Full text: Lesebuch für die 5., 6. u[nd] 7. Klasse der Volksschule

33. Das Siiefengebirge. 
431 
Schindeln gedeckt und reicht bei den an Bergabhängen 
stehenden Bauden an der Hinterseite bis auf den Boden 
hinab. Unter demselben ist der Futtervorrat und zuweilen 
die Schlafstelle für einen Teil der Familie oder der Gäste. 
Der Reisende findet darin eine gute Herberge. 
Im Frühjahr ist das Viehaustreiben, im Sommer die 
Wanderung auf die Waldweide die Freude und Belustigung 
der Bewohner dieser einsamen Berghütten und der Dörfer 
am Fuße des Gebirges. Um Johannis wird gewöhnlich 
das Vieh aus den Ställen „zu Berge getrieben". Beim 
Schalle langer, hölzerner Schalmeien, Hellahörner genannt, 
bei fröhlichem Gesänge und dem Geläute der Glocken, deren 
jedes Rind eine an einem verzierten Bügel am Halse trägt, 
treibt man die blökenden Herden zwischen Fichten und 
Tannen zu den Sommerbauden in das Hochgebirge, welches 
nun 14 —15 Wochen lang von diesen fröhlichen Tönen 
widerhallt. Das ist die Zeit der Ernte. Da wird Butter 
und Käse gemacht für den eigenen Bedarf und für aus¬ 
wärtigen Absatz. Vorzüglich lobt man die runden Kräuter¬ 
käse (Koppenkäse), denen ein gewürztes Pulver von Majoran, 
Thymian, Bergsalbei, Bergminze, Steinklee und Schafgarbe 
beigemischt ist. 
Ein stets schneereicher Winter, welcher vom Oktober 
bis in den Mai dauert, verkürzt die Frühlings- und Herbst¬ 
zeit auf einige Wochen, wie in den Gegenden des hohen 
Nordens. Der Herbst selbst beginnt mit Frösten, welche 
auf den Gebirgsrücken meistens von Schneegestöber begleitet 
sind, während derselbe im Flachlande noch von feuchter, 
regnerischer Beschaffenheit ist. Auf den höchsten Gebirgs¬ 
rücken schmilzt dann gewöhnlich der Schnee nicht mehr, und 
nur auf den niederen Abhängen und in den Thälern herrscht 
vor dem gänzlichen Einwintern noch einige Wochen der 
Wechsel von Frost und Tauwetter. Die angehäufte Schnee¬ 
masse, gewöhnlich die Höhe von 2 na übersteigend, setzt 
dann die Baudner oft Wochen, ja Monate lang aus aller
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.