34. Berlin.
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ihm laufen alle Märchen und Sagen des Rlesengebirges
zusammen. Bald erscheint er als Mensch, riesenhaft und
rußig, bald auch in verschiedenen Tiergestalten, die Bewohner
der Gegend entweder beglückend oder neckend. Seine Launen
sind mannigfaltig und abwechselnd, wie das Wetter im Ge¬
birge. Er straft diejenigen oft, die ihn durch Rufen seines
Namens necken und reizen. Betrügerischen Rvßhändlern ver¬
kauft er ein stattliches Pferd, welches sich nachher in einen
Strohwisch verwandelt. Abenteurern wird ihr Pferd plötzlich
und ohne daß sie selbst es merken, znm Stocke, auf dem
sie hernach im lächerlichsten Aufzuge durch das Dorf reiten.
Armen dagegen füllt er den Korb mit trockenem Lanbe, das
sie keuchend fortschleppen und nachher in Gold verwandelt
sehen; Kinder und rechtschaffene Brantlente aber beschenkt er
öfters. Er läßt sich statt des mit Unrecht Verurteilten
hängen, zappelt stundenlang am Galgen, und wenn man
endlich nachsieht, findet man nur einen Strohwisch. Im
böchsten Gebirge duldet er keine Jagd; nicht einmal Jagd'
Hunde darf man dahin mitnehmen. — Von den hundert
verschiedenen Ableitungen seines Namens ist die bekannteste,
er habe sich von einer schönen Prinzessin foppen lassen, die
ihm, während er auf ihren Befehl die Rüben seines Gartens
zählte, entflohen fei. (S-mml-r.)
34. Werkin.
Berlin, die größte Stadt des deutschen Reiches, liegt
nur 30 m über dem Meere an der^nur für kleine Fahrzeuge
schiffbaren Spree. Als Haupt- und Residenzstadt des
Königreichs Preußen, des größten deutschen Staates, hat
sie sich mit wunderbarer Schnelligkeit entwickelt, so daß sie
jetzt über 1 Million Einwohner zählt. Das Aussehen der
Stadt ist daher ein durchgehends neumodisches und ganz
verschieden von dem alter Haupt- und Handelsstädte. Nur
wenige unter den Hunderten von Straßen sind eng und
krumm. Manche bestehen aus lauter großartigen Häusern,
Lesebuck für die 5., 6. u. 7. Klaffe der Volksschule. I. p. 28