Full text: Realienbuch für niedere Volksschulen

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Friedrich der Große. 
aber an 11000 Menschen gekostet. Kurz darauf stand Friedrich bei dem böhmischen 
Städtchen Kollin den Österreichern abermals schlacbtbereit gegenüber. Hier erlitt 
er eine Niederlage, und seine Feinde jubelten. Plündernd rückten die Russen schon 
in Ostpreußen ein, und man schickte sich an, die Preußen aus Sachsen zu vertreiben. 
Schlachten bei Nostbach und Leuthen. 175»?. Bei Roßbach, einem Dorfe 
bei Merseburg, traf Friedrich abermals mit seinen Feinden zusammen. Nach einem 
glänzenden Siege, worin der kühne Reiter-General Seidliß sich auszeichnete, jagte 
er die ganze Reichsarmee zum größten Jubel Deutschlands in die Flucht. Das Volk 
aber sang: „Und wenn der große Friedrich kommt und klopft nur auf die Hosen, 
so läuft die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen." Darauf rückte er mit 
seinem Heere in Schlesien ein und stieß mit seinen 30000 Kriegern auf 80 000 
Österreicher bei Leuthen, unweit Breslau. Friedrich sprach: „Frisch dran, Kinder, 
wir müssen den Feind schlagen." Und der Feind wurde geschlagen; m drei Stunden 
hatten die Preußen einen der glorreichsten Siege erfochten. 
Zorndors undHochkirch. 1758. Schon imJahre darauf war Friedrich genötigt, 
wieder zum Schwerte zu greifen. Die Russen fielen nämlich in fern Land, raubten 
und brandschatzten. Friedrich griff bei Zorndorf, unweit Küstrin, mit einem Heere 
von 30 000 Mann beit 50 000 Mann starken Feind an. In einer vom frühen Morgen 
bis zum späten Abend währenden Schlacht hatte er abermals den Sieg ersochten. 
Bon hier wandte Friedrich sich., nach Sachsen. Unweit Bautzen, bei dem Dorfe 
Hochkirch, wurde er von den Österreichern unter Anführung des Feldmarschalls 
Daun überfallen. Dabei biißte Friedrich 9000 Mann und fast alle Kanonen ein. 
Doch verlor er nicht den Mut. "Wo habt ihr denn eure Kanonen gelassen?" ries er 
den Artilleristen scherzend zu. „Die hat der Teufel geholt," antworteten diese. „Da 
wollen wir sie ihm wieder abjagen," sagte der Komg. 
Schlacht bei Kunersdorf. 1759. Roch größere Verluste sollte das folgende Jahr 
dein Könige bringen. Russen und Österreicher standen ihm bei Kunersdorf in der 
Nähe von Frankfurt a. O. kampfbereit gegenüber. Das preußische Heer (43 000 Mann) 
griff den mehr als noch einmal so starken Feind an. Schon glaubte Friedrich, gesiegt 
zu haben, da wurde er unvermutet von den Österreichern von der Seite angegriffen 
und in die Flucht geschlagen. Vergebens setzte er sich dem heftigsten Kugelregen aus; 
zwei Pferde ivirrden ihm unter den: Leibe erschossen, uiid man mußte ihn geivaltsam 
vom Schlachtfelde entfernen. ^Doch der Feind erlitt ebenfalls große Verluste. 
Letzte Siege. Friede zu .Hubertsburg. Soviel des Unglücks auch über Friedrich 
hereinbrach, vermochte es doch nicht ihn zu beugen. Bald führte er feilte schon sehr 
zusammengeschmolzene Armee aufs neue ins. Feld. Er stand mit 30 000 Mann bei 
Liegnitz, als Daun aus Sachsen und die Österreicher von Breslau her gegen ihn 
heranzogen. Ein großes Heer Russen stand in der Mark. Spottend meinten die 
Feinde, der Sack sei aufgemacht, und sie brauchten ihn nur zuzuschnüren. Friedrich 
aber sagte: „Ich denke ihnen ein Loch in den Sack zu machen, daß sie nicht so 
leicht zustopfen sollen." Er überraschte die Österreicher eines Morgens früh durch 
einen plötzlichen Angriff und schlug sie. Sein alter General Zielen aber errang bei 
Torgau in Sachsen einen herrlichen Sieg. Begeistert rief das Volk: „Unser großer 
König Fritz soll leben! doch auch Vater Zieten, der Husarenkönig!" So zogen sich 
allmählich die Feinde zurück; denn Maria Theresia sah ein, daß sich der preußische 
Heldenkvnig Schlesien nicht mehr entreißen lasse. Auf dem Jagdschlösse Hubertsburg 
in Sachsen wurde 1763 Frieden geschlossen, und das Blutvergießen hatte ein Ende. 
34. Friedrich der Große als Landesvater. 
Die erste Teilung Polens. 1772. Obwohl in Polen ein König herrschte, hatte dieser 
doch fast keine Gewalt in seinem Staate. Eigentlich war cs der polnische Adel, welcher alle Macht 
besaß. Die zahlreichen polnischen Edelleute herrschten auf ihren Gütern wie Könige, und auf den 
Reichstagen konnte der Widerspruch eines einzigen denBeschluß der ganzenBersammlung aufheben. 
Es herrschte ein ewiger Streit unter den Edelleuten, und dieser artete zuletzt.zum Kriege zwischen 
ihnen aus. Um diesem Zustande ein Ende zu machen, kamen die drei Mächte Österreich, Rußland 
und Preußen überein, das ihren Grenzen zunächst gelegene polnische Land unter sich zu verteilen. 
Friedrich erhielt das heutige Westpreußen, welches 1466 der deutsche Ritterorden an Polen 
abzutreten gezwungen war. Angelegentlich widmete er sich dem Wohle dieses Landes, gründete 
Schulen, belebte Handel und Gewerbe und führte eine bessere Rechtspflege ein. 
Krüger, Nealienbuch. Geschichte. 
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