Full text: Der kleine Kinderfreund

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274. 
Sieg davon getragen. Es schien, als sollten die Evangelischen gänz¬ 
lich unterliegen. Da erweckte Gott das Herz des Schwedenkönigs, 
seinen Glaubensbrüdern in Deutschland Hülfe zu bringen. Im Jahre 
1630 zog er mit einem Heere über das Meer hinüber. 
Als er in Pommern landete, kniete er im Angesichte seines 
ganzen Heeres nieder, dankte Gott für die glückliche Überfahrt und 
bat ihn um seinen fernern Schutz. Seine Offiziere beteten ihm im 
Stillen nach. Als er sich erhob und ihre Augen voll Thränen sah, 
sprach er: „Weinet nicht, meine Freunde, sondern betet! Je mehr 
Betens, desto mehr Siegs. Fleißig gebetet, ist halb gefochten!" 
„Wir haben wieder einen Keinen Feind bekommen!" rief 
Kaiser Ferdinand. Auch nannte man Gustav Adolf im Spotte nur 
den Schneekönig. Aber das Spotten nahm bald ein Ende. Zwar 
konnte er die unglückliche Stadt Magdeburg nicht mehr retten, weil 
er zu spät kam und der General Tilly sie schon mit Feuer und 
Schwert verwüstet hatte; aber bald faßte er den Tilly, schlug 
ihn, — schlug ihn wieder, und Tilly kam um, und sein Heer wurde 
zerstreut. Der Kaiser machte den gewaltigen Wallenstein jetzt wieder 
zu seinem Feldherrn, und dieser zog mit einem großen Heere gegen 
Gustav. 
Beim Städtchen Lützen, nicht weit von Leipzig, trafen die 
beiden am 5. November 1632 mit ihren Heeren aufeinander. Aber 
es dunkelte schon, und sie mußten erst das Ende der Nacht ab¬ 
warten. Der Morgen des 6. brach an. So konnte die blutige Arbeit 
beginnen. Wallenstein feuerte die Seinen durch Versprechungen und 
Drohungen an. Aus dem Lager der Schweden erscholl von vielen 
tausend Stimmen das Lied: „Ein' feste Burg ist unser Gott!" 
und Pauken und Trompeten stimmten mit ein. Jetzt war es 9 Uhr. 
Der König schwang sich auf sein Pferd, wandte sich noch einmal 
um und rief: „Nun wollen wir daran! Das walt' der liebe Gott! 
Jesu, Jesu, Jesu! Hilf mir streiten zu deines Namens Ehr'!" 
Und nun sprengte er gegen den Feind. Schon gewann er die Ober¬ 
hand, da bekam Wallenstein neue Truppen, und ein Teil der 
Schweden sing an zu weichen. Schnell eilt Gustav diesen zu Hülse. 
Da erhält er einen Schuß in den Arm uud dann einen in den 
Rücken. „Mein Gott, mein Gott!" seufzt er laut und sinkt vom 
Pferde, und eine feindliche Reiterfchar sprengt rasselnd über ihn 
hinweg. „Der König ist tot! Unser König ist tot!" rufen die 
Schweden; aber mit Todesverachtung stürzen sie auf den Feind, 
und Walleusteins Scharen wurden geschlagen. 
Das Gedächtnis des Königs, der im Kampfe für seinen Glau¬ 
ben gefallen ist, wird von den Evangelischen in Ehren gehalten.
	        
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