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dieses bald so hoch stieg, daß er es mit seinem Schnabel
erreichen und seinen Durst löschen konnte.
Von dem klugen Star kannte du lernen, daß man
bei anhaltendem Fleiße auch eine schwere Aufgabe zu lösen
imstande ist.
333. Wortfamilie des Wurzelwortes ziehen.
Anton stand am Fenster und sah aus die Straße. „Dort zie¬
hen Soldaten her," sprach er freudig, „und vielleicht ist mein Bruder
darunter!" Der Zug war lang; aber unter den letzten Männern
erkannte Anton die Züge seines Bruders. Die Soldaten zogen
auf die Wache, und Anton mußte lange verziehen, ehe der
Bruder kam. Der Knabe lief ihm ohne Verzug entgegen und
umarmte ihn freudig. „Wie prächtig du angezogen bist!" sprach
er. „Ach, ich möchte auch wohl Soldat werden und die Wache
beziehen!"
„Laß dich für jetzt lieber noch von unsern Eltern erziehen!"
sprach der ältere Bruder. „Ein solcher Aufzug der Soldaten sieht
zwar hübsch aus und zieht an, allein uns Kriegern ist auch vieles
entzogen, und gar bald würdest du dein jetziges Leben vor¬
ziehen. Der Soldat steht unter strenger Zucht und muß sich
vielen Beschwerden unterziehen. Im Kriege zieht er gegen
den Feind, auf dem Schlachtfelde sieht er manchen in den letzten
Zügen und muß oft den Degen ziehen, um sein Leben zu ver¬
teidigen. Immer muß der Soldat gehorchen und darf dabei keine
Miene verziehen."
Antons Gesichtszüge wurden ernster, und er sprach: „Nein,
Bruder, du hast recht; ich gebe für jetzt noch unserm elterlichen
Hause den Vorzug und will gern ein Zögling liebevoller Eltern
bleiben. Solch ein kleiner Soldat, wie ich sein würde, müßte überall
den kürzern ziehen und würde wegen seiner Schwäche von den
Stärkeren aufgezogen. — Aber bin ich erst größer, dann zögere
ich nicht länger; dann werde ich ein tapferer Soldat, und niemand
soll nüch im Kriege auf dem Rückzüge sehen!"
334. Wortfamilie des Wurzel Wortes tragen.
1. Das Pferd trägt den Reiter; es hält ihn über der
Erde empor, indem es sich fortbewegt. Der Fluß trägt Schiffe;
der Balken trägt die Decke; eine Büchse trägt mehrere hundert
Schritt weit. — In bildlicher Rede sagt man: Der Arbeiter
trägt des Tages Last und Hitze; der Christ trägt sein Kreuz
im Geduld. — Die Menschen tragen Kleider, d. h. sie haben