Full text: Der kleine Kinderfreund

363 
340» 
zusammengezogen worden war. Ende November hatte er den Feind 
bei Amiens*) geschlagen und diese wichtige Stadt erobert. Im 
Dezember reihte sich auch auf diesem Schauplatze ein Gefecht an das 
andere, bis in die sonst so fröhliche Weihnachtszeit hinein. Die 
siegreiche Entscheidung gewann General von Go eben, der unter¬ 
dessen den Oberbefehl übernommen hatte, in dem Treffen bei Ba- 
paume (2. Jan.) und dann in der Schlacht bei St. Quentin 
(19. Jan.). Völlig geschlagen suchte der feindliche Heerführer Faid¬ 
herbe zwischen den benachbarten Festungen Schutz. 
Jetzt war nur noch die Vogesenarmee übrig, nach dem Ge¬ 
birge so genannt, welches sie überschreiten sollte, um unsern General 
von Werder aus dem südlichen Elsaß zu vertreiben. An ihrer 
Spitze stand Bourbaki. Tausende von Freischützen (Franctireurs) 
hatten sich diesem berühmten Führer angeschlossen; auch machte der 
Italiener Garibaldi mit ihm gemeinsame Sache. — General 
Werder war nach dem Siege von Weißenburg vor Siraßburg ge¬ 
zogen, um diese schöne, feste Stadt mit ihrer herrlichen Münster¬ 
kirche wieder an Deutschland zu bringen, dem sie dereinst König 
Ludwig XIV. von Frankreich schändlicher Weise geraubt hatte. 
Nach langer Belagerung und tapferer Verteidigung wurde die Festung 
zur Übergabe gezwungen. Au demselben 28. September, au 
welchem die uralte „Straßenburg" vor 189 Jahren durch Ver¬ 
rat unter französische Herrschaft gekommen war, mußte die „Perle 
des Rheinstromes" wieder dem deutschen Heere überantwortet werden, 
das nun gar bald die Gotteshäuser füllte, um Gott dem Herrn 
Dank zu sagen für den glorreichen Sieg. Daraus war Werder mit 
seinen Scharen weiter nach Süden vor das fast unüberwindliche 
Belsort gezogen, und hier war es, wo er Bourbaki's Angriffe ab¬ 
zuwehren hatte. Mit einem einzigen Armeekorps stellte sich unser 
Held der 100,000 Mann starken Vogesenarmee entgegen; vom 
15. Januar ab, mitten in den Schneestürmeu des Winters, beschirmte 
er mit seinen Braven in dreitägiger Schlacht die südlichen Thore 
des deutschen Landes und warf den übermächtigen Feind in die Ge¬ 
birge zurück. Der von Norden herbeigeeilte General Manteuffel 
setzte das Werk der Vernichtung fort und zwang 80,000 Franzosen, 
über die schweizerische Grenze zu fliehen. Ganz Deutschland jauchzte 
auf bei der Kunde von dieser herrlichen Waffenthat und stimmte ein, 
als der König laut verkündete: Dem General von Werder 
gebührt die höchste Anerkennung! 
*) Sprich: Amieng. Bapohm. Sähngt Kängtäng. Fädörb. Frana. 
tiröhr. Bellfohr.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.