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zusammengezogen worden war. Ende November hatte er den Feind
bei Amiens*) geschlagen und diese wichtige Stadt erobert. Im
Dezember reihte sich auch auf diesem Schauplatze ein Gefecht an das
andere, bis in die sonst so fröhliche Weihnachtszeit hinein. Die
siegreiche Entscheidung gewann General von Go eben, der unter¬
dessen den Oberbefehl übernommen hatte, in dem Treffen bei Ba-
paume (2. Jan.) und dann in der Schlacht bei St. Quentin
(19. Jan.). Völlig geschlagen suchte der feindliche Heerführer Faid¬
herbe zwischen den benachbarten Festungen Schutz.
Jetzt war nur noch die Vogesenarmee übrig, nach dem Ge¬
birge so genannt, welches sie überschreiten sollte, um unsern General
von Werder aus dem südlichen Elsaß zu vertreiben. An ihrer
Spitze stand Bourbaki. Tausende von Freischützen (Franctireurs)
hatten sich diesem berühmten Führer angeschlossen; auch machte der
Italiener Garibaldi mit ihm gemeinsame Sache. — General
Werder war nach dem Siege von Weißenburg vor Siraßburg ge¬
zogen, um diese schöne, feste Stadt mit ihrer herrlichen Münster¬
kirche wieder an Deutschland zu bringen, dem sie dereinst König
Ludwig XIV. von Frankreich schändlicher Weise geraubt hatte.
Nach langer Belagerung und tapferer Verteidigung wurde die Festung
zur Übergabe gezwungen. Au demselben 28. September, au
welchem die uralte „Straßenburg" vor 189 Jahren durch Ver¬
rat unter französische Herrschaft gekommen war, mußte die „Perle
des Rheinstromes" wieder dem deutschen Heere überantwortet werden,
das nun gar bald die Gotteshäuser füllte, um Gott dem Herrn
Dank zu sagen für den glorreichen Sieg. Daraus war Werder mit
seinen Scharen weiter nach Süden vor das fast unüberwindliche
Belsort gezogen, und hier war es, wo er Bourbaki's Angriffe ab¬
zuwehren hatte. Mit einem einzigen Armeekorps stellte sich unser
Held der 100,000 Mann starken Vogesenarmee entgegen; vom
15. Januar ab, mitten in den Schneestürmeu des Winters, beschirmte
er mit seinen Braven in dreitägiger Schlacht die südlichen Thore
des deutschen Landes und warf den übermächtigen Feind in die Ge¬
birge zurück. Der von Norden herbeigeeilte General Manteuffel
setzte das Werk der Vernichtung fort und zwang 80,000 Franzosen,
über die schweizerische Grenze zu fliehen. Ganz Deutschland jauchzte
auf bei der Kunde von dieser herrlichen Waffenthat und stimmte ein,
als der König laut verkündete: Dem General von Werder
gebührt die höchste Anerkennung!
*) Sprich: Amieng. Bapohm. Sähngt Kängtäng. Fädörb. Frana.
tiröhr. Bellfohr.