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Mit tiefbewegtem Herzen konnte der siegreiche Herrscher endlich
am 2. März seiner Gemahlin, der Kaiserin-Königin Augusta, melden,
daß die vorläufigen Friedensbedingungen von ihm unter¬
zeichnet worden seien. Mit Freuden vernahm das deutsche Volk aus
dem Munde seines Kaisers, daß alle Bemühungen des französischen
Unterhändlers Thiers (spr. Tiähr), die Abtretung der ehemals
deutschen Gebiete zu verhindern, vergeblich gewesen. Frankreich hatte
sich dazu verstehen müssen, das Elsaß mit Straßburg, jedoch mit
Ausnahme von Belfort, sodann Deutsch-Lothringen nebst Metz
in den Händen des Siegers zu lassen. Außerdem wurde ihm die
Zahlung von 5 Milliarden Franken oder 1300 Mill. preußischen
Thalern auferlegt; bis zur völligen Abtragung dieser ungeheuren
Summe aber sollten auch noch andere, rechts von der Seine ge¬
legene Gebietsteile von den deutschen Truppen besetzt bleiben.
Die Friedensglocken läuteten in Stadt und Land; unbeschreib¬
licher Jubel ertönte durch alle Gauen, als einzelne Abteilungen der
Landwehr in ihre Heimat wiederkehrten, als dann auch der ruhm¬
gekrönte Kaiser am 17. März die Siegesheimfahrt hielt. Der Ab¬
schluß des endgültigen Friedens wurde durch einen furchtbaren
Aufstand in dem unglücklichen Paris verzögert, in welchem der Pöbel
die entsetzlichsten Greuelthaten verübte. Erst am 10. Mai konnte
derselbe in Frankfurt a. M. unterzeichnet werden. Die Grenz¬
linie zwischen dem wiedergewonnenen, zum Reichslande bestimmten
Elsaß-Lothringen und den französisch gebliebenen Gebieten wurde
dabei genauer festgesetzt.
Am 16. Juni zog der Kaiser an der Spitze seiner Getreuen
und großer Heeresabteilungen im Triumphe in die herrlich geschmückte
Hauptstadt Berlin ein. Thränen entquollen dem Auge des Helden¬
greises, als er das eherne Standbild seines in Gott ruhenden
Vaters erblickte, das während dieser Feier enthüllt wurde, und dabei
seiner Jugend gedachte. Sie mahnten lauter als alle Worte zu dem
Bekenntnis: Gott allein die Ehre! Alles Volk aber stimmte ein
und jauchzte: Dem Kaiser Heil! Glück zu dem Könige! Es sang:
1. Kett dir im Kiegerkranz, Kerrscher des Vaterlands, Keil,
Kaiser, dir! Kühl' in des Thrones Glanz die hohe Wonne ganz,
Lieöling des Volks zu sein; Keil, Kaiser, dir!
2. Keilige Klamme, glüh', glüh' und verlösche nie fürs Vater¬
land! Wir alte stehen dann mutig für einen Wann, kämpfen
und öluten gern für Thron und Weich.
„ b- Sei, Kaiser Wilhelm, hier lange des Volkes Zier, der Wensch-
heit Stolz! Kühp in des Thrones Glanz die hohe Wonne ganz,
Lieölrng des Volks zu sein; Keil, Kaiser, dir!