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Römische Geschichte.
abging.1) Neben ihm ragte durch Reinheit und Selbstlosigkeit des
Wollens M. Porcius Cato hervor, ein Urenkel des M. Cato Cen-
Calo sorius, der, wie jener, beseelt war von dem Ideal der Wiederherstellung
der alten Römertugend, ein folgerichtiger Anhänger der stoischen Lehren,
der letzte entschlossene und begeisterte Vertreter einer Staatsform, die
sich freilich überlebt hatte.
Es gelang Cicero nach seiner Wahl zunächst feinen Kollegen im
üerfchtoi"' Konsulat, einen Anhänger Catilinas, für sich zu gewinnen. Catilina
nu,0 stellte nun seine Bewerbung für das Jahr 62 auf; er versuchte die
Wahlen durch Waffengewalt zu stören, ja Cicero in feinem Haufe durch
zwei römische Ritter ermorden zu lassen, Anschläge, die dieser beide
vereitelte. Zugleich ließ er durch einen früheren fullanifchen Centurio
im nördlichen Etrurien ein Heer von Aufständischen sammeln. Jetzt
Nov. 63deckte Cicero — in der ersten catilinarischen Rede — seine
Pläne im Senate auf und nötigte ihn fo Rom zu Verlaffen; Catilina ging
zu feinen Truppen, ließ aber in Rom mehrere Verschworene zurück.
Durch Verhaftung von Gesandten der keltischen Allobroger,
welche bort den Verschworenen bearbeitet worden waren und dem Kon-
ful dabon Mitteilung machten, bekam dieser schriftliche Beweise in die
Hand. Nun erst nahm er fünf Führer der Verschworenen fest: nach
einer Verhandlung im Senat, wo Cäsar gegen, Cato für Hinrichtung
sprach, wurden sie — ohne Prozeß (indicta causa) — im Tullianum
erdrosselt. Gegen Catilina wurden Truppen ausgeschickt. Er und die
Seinen fielen tapfer kämpfend bei Pistoria, nördlich bon Florenz.
So war Rom gerettet; Cicero wurde als Vater des Vaterlandes
begrüßt.2)
§ 132. Das erste Triumvirat. Im Jahre 62 kehrte Pompejus
Rückkehr des aus Asien zurück. Wider Erwarten entließ er fein Heer nach der Lan-
Pompejus
62
1) Unter Ciceros Reden finden sich die für den Roscins ans Ameria,
gegen Verres, für den Antrag des Manilins, gegen CaMna, für Milo nnd die
philippifchen Reden (gegen Antonius) bei Gelegenheit in diesem Buche erwähnt. Unter
seinen philosophischen Schriften ragen die Bücher über die Pflichten, über
das höchste Gut, Cato major über das Greifenalter und die Tuskulanen (Vor-
träge, die nach feiner tuskulanifchen Villa den Namen haben) hervor. Von großer
Bedeutung ist feine Schrift über den Redner. Zahlreiche Briefe von ihm
und an ihn sind erhalten, besonders viele an seinen Freund T. Pomponius Attikus.
2) Der Geschichtschreiber der catilinarischen Verschwörung wurde C. Sallu-
stius Crispus, ein Parteigänger Cäsars und Gegner der Adelspartei, der auch
den jugurthiuischen Krieg beschrieben hat.