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werden, das Land ans ewige Zeiten ungeteilt bleiben, immer der älteste
Herr regieren und Stuttgart die Residenz sein solle.
3. Eberhard als Herzog. Eberhard hatte sich bei den deutschen Fürsten
und namentlich bei dem Kaiser Maximilian hohes Ansehen erworben. Er
stand dem Kaiser mit Rat und Tat treulich zur Seite. Der Reichstag zu
Worms (1495) mußte sich n. a. mit der Einsetzung eines Reichsgerichtes
besassen. Eberhard im Bart leistete dem Kaiser dabei gute Dienste, und
zum Dank dafür wurde er von Maximilian zum Herzog von Württemberg
und Teck erhoben. Die Feier des Tages wurde mit einem festlichen Mahle
abgeschlossen, bei dem die Fürsten die Vorzüge ihrer Länder rühmten: der
Sachse seine Silberbergwerke, der Bayer seine großen Städte und reichen
Klöster, der Pfälzer seine üppigen Saatfelder und prachtvollen Weinberge.
Nur der Württemberger schwieg bescheiden; endlich sprach er: „Ich hab' ein
geringer Land als Euer Liebden alle. Aber eines gleichwohl, dünkt mich,
mag ich rühmen: ich kann im Schoße eines jeglichen meiner Untertanen
mitten im Feld oder Wald gar allein kühnlich und sicher schlafen." „Graf
im Bart, Ihr seid der reichste!" riefen ihm dann alle Fürsten zu (Gedicht:
Preisend mit viel schönen Reden).
4. Eberhards Tod. Nicht lange durfte sich Eberhard seiner neuen
Würde erfreuen. Als er sein Ende herannahen fühlte, berief er seine Räte
nach Tübingen, erinnerte sie an ihre Pflichten und verlangte, die Pfarrer
möchten in den Kirchen verkünden, daß er jeden um Verzeihung bitte, dem
er Übels zugefügt habe. Dann wollte er nichts mehr von irdischen Dingen
hören. Sein Leichnam wurde ans dem Einsiedel beigesetzt; 40 Jahre später
wurden seine Gebeine in die Gruft nach Tübingen gebracht.
Uber seine Person schreibt ein Zeitgenosse: „Er war klein von Person, aber
großmächtig von Herzen." Als Kaiser Maximilian einige Jahre nach dem Tode
Eberhards dessen Grab besuchte, sagte er: „Hier liegt ein Fürst, dem ich im ganzen
Reiche keinen zu vergleichen weiß, weise und tugendhaft; sein Rat hat mir oft ge¬
nützt." Von seinen Untertanen wurde Eberhard so verehrt, daß sie von ihm rühmten:
„Wenn unser Herrgott nicht Gott wäre, dann sollte unser Herzog Gott sein."
12. Suchdruckerkunst.
Die wichtigste und segensreichste Erfindung des Mittelalters ist die
Buchdruckerkunst. Bis dahin gab es nur geschriebene Bücher. Diese waren
deshalb selten und so teuer, daß eine Bibel 3000 Mark nach unserem Gelde
kostete. Darum konnten nur reiche Leute Bücher kaufen, und das gewöhnliche
Volk brauchte das Lesen nicht zu lernen. Um das bloße Abschreiben der Bücher
zu vermeiden, schnitt man Bilder und Schriftzeichen einer Seite aus eine Holz¬
platte, bestrich diese mit Farbe und druckte sie auf Papier oder Pergament
ab. Wenn man ein Buch drucken wollte, dann brauchte man gerade soviel