Full text: Württembergisches Realienbuch

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Holztafeln, als das Buch Seiten bekommen sollte. Nach dem Abdruck waren 
aber die Tafeln wieder wertlos. 
Da kam ein deutscher Edelmann, Johann Gutenberg ans Mainz, 
ums Jahr 1440 auf den Gedanken, die Schriftzeichen einzeln darzustellen, 
damit man sie beliebig zusammensetzen konnte. Er schnitt die Zeichen auf 
Stäbchen von Buchenholz (daher Buchstaben); später goß er sie aus Metall. 
Gutenberg hatte seine Erfindung in Straßburg gemacht. Weil er aber arm 
war, konnte er keine eigene Druckerei gründen. Er kehrte nach Mainz zn- 
rück und errichtete dort mit dem reichen Goldschmied Johann Fust und 
dessen Schwiegersohn Peter Schösser die erste Druckerei. Peter Schösser 
war ein geschickter Mann. Er verschönerte die Form der Buchstaben und 
erfand eine gute Metallmischung für die Lettern, die gegossen wurden. Auch 
stellte er eine dauerhafte Druckerschwärze aus Kienrnß und Leinöl her. 
Das erste gedruckte Buch war eine lateinische Bibel (1456); fünf 
Jahre später erschien das erste deutsche Buch. Die Mönche freilich waren sehr 
erbittert über diese Erfindung, verschrieen sie als Tenfelswerk und sagten, 
die schönen roten Buchstaben auf den Titelblättern seien mit Menschenblut 
geschrieben. Die Bnchdruckerkunst blieb zuerst ein Geheimnis. Als aber 
in einem Kriege die Werkstätte Fnsts zerstört wurde, wanderten seine 
Gesellen hinaus in die weite Welt und gründeten auch in andern Gegenden 
Deutschlands Druckereien. Welchen Lohn erhielt nun Gutenberg, der Er¬ 
finder? Fust war geizig und habsüchtig und behielt allen Gewinn für sich, 
so daß Gutenberg arm gestorben ist. Die Nachwelt ehrte ihn durch Er¬ 
richtung zahlreicher Denkmäler, so in Mainz und in Straßburg, und heute 
noch soll jeder Mensch, der sich an einem geist- und gemütbildenden Buche 
erfreut, des Erfinders der Buchdruckerkunst dankbar gedenken. 
13. Kolumbus. 
1. Im Mittelalter kamen die Erzeugnisse Indiens, Arabiens und anderer 
Länder des Ostens aus dem Landweg nach Ägypten oder an die Küsten Kleinasiens. 
Kausleute aus Venedig und Genua fuhren mit ihren Schiffen über das Mittelländische 
Meer und brachten die morgenländischen Waren und Erzeugnisse nach Europa. Als 
aber die Türken dem Verkehr allerlei Hindernisse in den Weg legten, suchte man 
von Europa aus auf dem Seeweg nach Ostindien zu gelangen. 
2. Christoph Kolumbus kam auf den Gedanken, den Seeweg nach Ost¬ 
indien durch eine Fahrt nach Westen zu suchen. Er war in Genua geboren. 
Der Anblick des Meeres und das rege Leben tut Hafen seiner Vater¬ 
stadt weckten in ihm die Lust zum Beruf eines Seemannes. Er hatte sich 
eine ziemlich klare Vorstellung von der Gestalt der Erde erworben, so daß 
er dachte: „Ist die Erde eine Kugel, so muß man auch nach Ostindien 
kommen, wenn man immer nach Westen fährt."
	        
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