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Kirchenraub 90 Mark, für Eltern- und Geschwistermord 40 Mark verlangte. Gegen
dieses Treiben Tetzels erhob sich der Prediger und Professor Dr. Martin Luther in
Wittenberg.
2. Luthers Leben bis zum Jahr 1517. Martin Luther wurde am
10. November 1483 zu Eisleben am Harz geboren und am folgenden
Tage getauft. Ein halbes Jahr nachher zogen seine Eltern nach Mansfeld,
wo fein Vater als Bergmann arbeitete und zu Wohlstand und Ansehen
gelangte. Die Zucht im Hause war streng. „Meine Eltern," sagt Luther,
„haben mich gar hart gehalten. Die Mutter stäupte mich um einer geringen
Nuß willen, daß das Blut floß. Aber sie meinten es herzlich gut."
Im 14. Jahr kam Luther, nachdem er die Schulen in Mansfeld und
Magdeburg besucht hatte, nach Eisenach, wo er in dem Hanse einer wohl¬
habenden, frommen Frau namens Cotta eine gute Unterkunft fand. Wohl
vorbereitet konnte er im 18. Jahre die Universität zu Erfurt beziehen,
um nach seines Vaters Wunsch die Rechtswissenschaft zu studieren. Obgleich
Luther, wie er sagt, „jederzeit ein hurtiger, fröhlicher junger Geselle ge¬
wesen ist", begann er jeden Tag mit Gebet und mit dem Besuch der Kirche.
Er arbeitete sehr fleißig. Aber eine schwere Krankheit brachte ihn an den
Rand des Grabes. Da sagte ein befreundeter Student zu ihm: „Seid
getrost, Ihr werdet dieses Lagers nicht sterben; unser Gott wird noch einen
großen Mann aus Euch machen, der viele Leute trösten wird." Der plötz¬
liche Tod eines Freundes erschütterte ihn tief. In dieser Seelenstimmung
reifte in ihm der Entschluß, der Welt zu entsagen und ins Kloster zu gehen.
Auf den 15. Juli 1505 hatte Luther seine guten Freunde zu einem
Abschiedschmaus eingeladen. Am andern Tag klopfte er an die Pforte des
Augustinerklosters zu Erfurt, und die grauen Klostermauern nahmen
den Weltmüden ans. Willig unterzog sich Luther allen Lasten und Be¬
schwerden des Klosterlebens, wie Betteln, Glockenläuten, Türhüten, Fasten
und Selbstpeinigungen, daß er sagen konnte: „Ist je ein Mönch durch
Möncherei in den Himmel kommen, so wollte ich auch hineinkommen sein."
Einen treuen Freund und Ratgeber hatte Luther an dem Vorsteher
des Augustinerklosters, Or. Staupitz. Aus dessen Empfehlung berief ihn
Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen an die Universität zu Witten¬
berg. Im Jahr 1511 mußte Luther in Angelegenheiten seines Ordens
eine Reise nach Rom machen. Er tat dies mit Freuden; denn er war
ein treuer Sohn der Kirche und des Papstes. Das leichtfertige Leben
und Treiben der Geistlichkeit erfüllte ihn aber mit Schmerz und Abscheu.
Für ihn und sein Werk war diese Romreise von großer Bedeutung, weil
er die Schäden der römischen Kirche aus eigener Anschauung kennen gelernt
hatte. Er äußerte sich später darüber: „Ich wollte nicht hunderttausend