fullscreen: Grundriß der deutschen und bayrischen Geschichte

168 § 78. Die Befreiungskämpfe. 
bei Kitzen. Napoleon fordert die Ausdehnung des Rheinbundes bis zur Oder. Da¬ 
her erklärt Oesterreich seinen Beitritt zu den Verbündeten und nimmt der Krieg seinen 
Fortgang. Oudinot wird von Bülow bei Großbeeren, Macdonald von Blücher an 
der Katzbach gänzlich geschlagen. Napoleon siegt bei Dresden, dagegen wird Van- 
damme bei Kulm ge'chlagen, bei Nollendorf gefangen. Ney unterliegt gegen Bülow 
bei Dennewitz. Völkerschlacht bei Leipzig 16. und 18. Oktober 1813. 4) Nun 
folgt die Auflösung des Rheinbunds, und als Napoleon die Vorschläge der Ver¬ 
bündeten stolz zurückweist, beschließen diese, in Frankreich einzurücken. 
1. Erhebung in Preußen. König Friedrich Wilhelm III., der in 
seiner Hauptstadt von den Franzosen streng überwacht war, erschrak anfäng¬ 
lich über das küne Vorgehen Dork's. Aber bald schloss er sich der von 
Ostpreußen ausgegangenen Bewegung an. Er verlegte im Januar 1813 
seine Residenz nach Breslau und erließ von hier aus anfangs Februar 
1813 einen Aufruf zur Bildung freiwilliger Jägercorps (Zweck dieser Ma߬ 
regel ausdrücklich nicht genannt), _ dessen Erfolg alle Erwartungen übertraf. 
Ende Februar 1813 schloss er sodann ein Schutz- und Trutzbündnis mit 
Rußland zu Kalisch. Kurz nachher kam auch ein Vertrag zwischen England 
und Schweden zu stände, in welchem letzteres ein Hilfcorps von 30000 Mann 
in Aussicht stellte, roärend England sich der Vereinigung Norwegens mit 
Schweden nicht zu widersetzen versprach. — Am 10. März, dem Geburts¬ 
tage seiner edlen Gemalin, stiftete der König zur Auszeichnung für tapfere 
Taten den Orden des eisernen Kreuzes, am 16. März erklärte er den Krieg 
an Frankreich, am 17. März erließ er seinen jedes deutsche Herz tief er¬ 
greifenden Aufruf: „An mein Volk und an mein Kriegsheer." Wunder¬ 
bar war die Wirkung. Es erhob sich das preußische Volk mit einer nie 
dagewesenen Begeisterung. Was wehrhaft war, eilte aus freiem Antriebe 
zur Armee, um „mit Gott für König und Vaterland" zu kämpfen. Kein 
Stand schloss sich aus. Das kleine Preußen, das zugleich mit Organisation 
der Landwehr begann, stellte bis zum Sommer 1813 ein Heer von 270000 
Mann. Um die ungeheueren Kosten zu bestreiten, brachte das Volk die 
allergrößten Opfer. Aber nicht in Preußen allein, auch im übrigen Deutsch¬ 
land wurden die Geister wach; denn nie sangen die vaterländischen Dichter 
gewaltiger als in jenen großen Tagen der Erhebung des Volks. 
2. Der Krieg bis zum Waffenstillstände. Napoleon hatte unterdessen 
ebenfalls mit rastloser Tätigkeit gearbeitet, er hatte ein starkes Heer ge¬ 
schaffen und erschien Ende April 1813 einstweilen mit 135000 Mann in 
Deutschland. Bei Großgörschen (unweit Lützen) erfocht er am 2. Mai 
1813 einen blutigen Sieg über das preußisch-russische Heer (Scharnhorst 
verwundet, f zu Prag). Aber die in der Minderzal sich befindenden Ver¬ 
bündeten, hatten sich hier unter den Augen ihrer Herrscher mit solcher 
Tapferkeit geschlagen, dass der Feind weder Gefangene, noch Kanonen, noch 
Fanen eroberte, und auch der Rückzug nach der Lausitz war ein völlig ge¬ 
ordneter. Als Napoleon bei Bautzen am 20. und 21. Mai 1813 aber¬ 
mals siegte, zogen sich die Verbündeten nach Schlesien zurück, um mit den 
Oesterreichern in Verbindung zu bleiben. Beide Teile wünschten jetzt um¬ 
fassendere Rüstungen vorzunehmen, weshalb durch Vermittlung des öfter-
	        
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