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Der Schmetterling aber flog wieder in den Garten und dachte
bei sich: Einmal in Gefahr gewesen und nicht wieder. Ich werde
künftig meine Besuche abkürzen, und wenn mir's auch noch so gut ge¬
fiele oder schmeckte.
19. Das Naupennest.
Karl sah in einer Gartenhecke einen Nesselbusch, der ganz mit
Raupen bedeckt war. Es waren lauter häßliche, schwarze Thiere
mit stachlichten Rücken und grünen Streifen zwischen den Sta¬
cheln. „Soll ich die Raupen todt treten?" fragte Karl seinen Vater.
„Nein," sagte der Vater; „denn wie du siehst, nähren sie sich von den
Nesseln, sind aso nicht schädlich. Wenn sie aber auf einem Kirsch-
baume säßen, dann dürftest du sie als schädliche Thiere todt treten.
Nimm sie mit nach Hause und füttere sie!" Freudig trug der Knabe
die Raupen nach Hause, steckte sie mit den Nesseln in ein großes Glas
und band ein Papier darüber. In das Papier stach er kleine Löcher,
damit die Raupen nicht erstickten, und freute sich nun, wie die Raupen
ein Blatt nach dem andern abfraßen. Am andern Tage nach dem
Frühstücke fragte der Vater: „Hast du denn deinen Raupen auch Früh¬
stück gegeben?" O, sagte Karl, die Raupen haben noch das ganze
Glas voll Nesteln. „Aber, sieh sie an," sagte der Vater, „ob sie
nicht ganz vertrocknet sind. Dürre Nesseln können die armen Thierchen
doch nicht fresten. Du hast die Gäste eingenommen, nun ist es auch
deine Pflicht, sie zu ernähren; denn sie selber können es doch nicht
mehr." Da vergaß Karl seine Pfleglinge nicht mehr.
Am sechsten Tage wollte er ihnen wieder Futter geben; aber, o
Wunder! da er das Papier wegnehmen wollte, hatten sich alle Rau¬
pen daran gehängt. Theils am Papiere, theils am Glase saßen sie
mit den Hinterfüßen so fest, als wenn sie angeleimt wären. Besorg-
lich fragte Karl seinen Vater: Ach, was fehlt doch meinen Räupchen,
lieber Vater? Ich habe sie doch alle Tage ordentlich gefüttert, und
nun werden sie mir doch wohl sterben! „Sei ruhig!" antwortete der
Vater, „sie werden nicht sterben, sondern dir noch viele Freude machen.
Laß sie nur ungestört hangen!" Das that Karl und machte ganz be¬
hutsam das Glas wieder zu. Kaum war er am folgenden Morgen
aus dem Bette, so lief er zu dem Glase, und steh, da gab es schon
wieder etwas Neues. Die Raupen waren verschwunden, und nun
hingen lauter länglichrunde Püppchen da, mit einer kleinen Krone
auf dem Kopfe. Sie lebten und bewegten sich hin und her. Karl
machte große Augen, schlug die Hände zusammen und wußte nicht, was
er dazu sagen sollte. Endlich rief er: Vater, Vater! komm geschwind
her und steh, was aus memen Raupen geworden ist! — „Habe ich es
dir nicht gesagt," antwortete der Vater, „daß dir die Raupen noch
viele Freude machen würden? Betrachte sie nur recht genau; sie haben