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13. Ein Brief Dr. Luthers an seinen kleinen Lohn Hans.
Gnade und Friede in Christo, mein herzliebes Söhnlein! Ich
sehe gar gerne, dass du wohl lernest und fleißig betest. Thue also,
mein Söhnchen, und fahre fort. Wenn ich heimkomme, will ich Dir
einen schönen Jahrmarkt mitbringen. Ich weiß einen hübschen, lustigen
Garten: da gehen viele Kinder innen, haben güldene Röcklein an und
lesen schöne Aepsel unter den Bäumen und Birnen, Kirschen, Spil¬
linge und Pflaumen auf, singen, springen und sind fröhlich; haben
auch schöne kleine Pferdlein mit güldenen Zäumen und silbernen Sät¬
teln. Da fragte ich den Mann, dess der Garten ist, wess die Kinder
wären? Da sprach er: „Cs sind die Kinder, die gerne beten, lernen
und fromm sind".
Da sprach ich: ^„Lieber Mann, ich habe auch ein Söhnchen,
heißt Hänschen Luther; dürste er nicht auch in den Garten kommen,
dass er auch so schöne Aepsel und Birnen essen möchte, und solche
feine Pferdlein reiten und mit diesen Kindern spielen?" Da sprach der
Mann: „Wenn er gern betet, lernet und fromm ist, so soll er in den
Garten kommen, Lippus und Jost auch; und wenn sie Alle zu¬
sammen kommen, so werden sie auch Pfeifen, Pauken, Lauten
und allerlei Saitenspiel haben, auch tanzen und mit kleinen Armbrüsten
schießen."
Und er zeigte mir dort eine feine Wiese im Garten, zum Tanzen
zugerichtet, da hingen eitel güldene Pfeifen, Pauken und feine silberne
Armbrüste; aber es war noch früh, dass die Kinder noch nicht gegessen
hatten, darum konnte ich des Tanzens nicht erharren und sprach zu
dem Manne: „Ach, lieber Herr, ich will flugs hingehen und das
Alles meinem lieben Söhnlein Hänschen schreiben, dass er ja fleißig
bete, wohl lerne und fromm sei, auf dass er auch in diesen Garten
komme; aber er hat eine Muhme Lene, die muss er mitbringen".
Da sprach der Mann: „Cs soll so sein, gehe hin und schreibe
ihm also".
Darum, liebes Söhnlein Hänschen, lerne und bete ja getrost und
sage cs Lippus und Josten auch, dass sie auch lernen und beten, so
werdet ihr mit einander in den Garten kommen.
^Hiermit sei dem allmächtigen Gott befohlen. Luther.
14.
Ich ging i'.n Walde so für mich hin, und Nichts zu suchen, das war mein
Sinn. Im Schatten sah ich ein Blümlein stehn, wie Sterne. leuchtend, wie
Aeuglcin schön. Ich wollt' es brechen; da sagt' es fein: Soll ich zum Welken
gebrochen sein? Ich grub's mit allen den Würzlein aus, zum Garten trug
ich's am hübschen Haus und pflanzt' es wieder am stillen Ort; nun zweigt
es immer und blüht so fort.