Full text: Preußischer Kinderfreund

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deinen lieben Sohn, dass du mich diesen Tag gnädiglich behütet hast, 
und bitte dich, du wollest mir vergeben alle meine Sünde, wo ich 
Unrecht gethan habe, und mich auch diese Nacht gnädiglich behüten; 
denn ich empfehle mich, meinen Leib und Seele und Alles in deine 
Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, dass der böse Geist keine 
Macht an mir finde! Amen. 
Sei, Herr, nach deiner Lieb und Macht mein Schutz und Schirm in dieser 
Nacht; vergib mir meine Sünden! Und kommt mein Tod, Herr Zebaoth, so 
lass mich Gnade finden. Amen. 
Lass mich diese Nacht empfinden, Jesu, eine sanfte Ruh, alles Uebel 
lass verschwinden, decke mich mit Segen zu! Leib und Seele, Gut und Blut, 
all die Meinen, Hab und Gut, Freund und Feind und Hausgenossen sei'n in 
deinen Schutz beschlossen! Amen. 
Nun, matter Leib, gib' dich zur Ruh' und schlafe sanft und stille; ihr 
müden Augen, schließt euch zu, denn das ist Gottes Wille; schließt aber dies 
mit ein: Herr Jesu, ich bin dein. So ist der Schluss recht wohl gemacht. 
Mein Jesu, Jesu! gute Nacht. Amen. 
Der Herr segne mich und er behüte mich; der Herr erleuchte sein Ange¬ 
sicht über mir und sei mir gnädig; der Herr hebe sein Angesicht auf mich und 
gebe mir Frieden! Amen. 
Herr Jesu, dir leb' ich! Herr Jesu! dir sterb' ich! Herr Jesu, dein bin 
ich, todt und lebendig! Amen. 
101. Dag Kostbare Kräutlein. 
Zwei Mägde, Brigitte und Katharina, gingen der Stadt zu, und 
jede trug einen schweren Korb voll Obst auf ihrem Kopfe. 
Brigitte murrte und seufzte beständig, aber Katharina lachte und 
scherzte nur. 
Brigitte sagte: „Wie magst du doch lachen? dein Korb ist ja so 
schwer wie der meinige, und du bist um Nichts stärker als ich". 
Katharina sprach: „Ich habe ein gewisses Kräutlein zur Last ge¬ 
legt, und so fühl' ich sie kaum. Mach' es auch so!" 
Ich möchte mir meine Last damit auch gern erleichtern. Sag' 
mir doch einmal, wie es heißt!" 
Katharina antwortete: „Das kostbare Kräutlein, das alle Be¬ 
schwerden leichter macht, heißt — Geduld". Denn 
Leichter trägt da, was er trägt, 
Wer Geduld zur Bürde legt. 
102. Vertrauen. 
Ob ich lange leben werde? 
Ob ich zeitig sterben werde? 
Ob ich oft mich freuen werde? 
Ob ich häufig weinen werde? 
Von dem Allen weiß ich Nichts.' 
Aber, daff ich, weil ich lebe, 
Unter Gottes Schutze lebe; 
Dies weiß ich und fürchte Nichts. 
Dintcr.
	        
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