Full text: Das Vaterland (4 = 5. u. 6. Schulj)

LS. Gustav Adolf. 
Als die Protestanten im 30 jährigen Kriege aufs härteste bedrängt 
waren, kam ihnen der Schwedenkönig Gustav Adolf zu Hilfe. Dieser 
König war seinen Soldaten in allen Tugenden ein Muster und Vorbild. 
Sein Heer war klein, aber Frömmigkeit, Tapferkeit und Manneszucht machten 
es stark; er litt nicht, daß es plünderte, und hielt mit ihm täglich unter 
freiem Himmel einen feierlichen Gottesdienst. Mit Gebet und Gesang landete 
es an der pommerschen Küste; betend und singend ging es in die Schlacht. 
Zunächst wollte Gustav Adolf Magdeburg zu Hilfe eilen, das von 
Tilly hart belagert wurde; aber die Kurfürsten von Sachsen und Branden¬ 
burg fürchteten sich vor dem Kaiser und verwehrten ihm den Durchzug durch 
ihre Länder. So kam es, daß er Magdeburg nicht retten konnte. Es 
wurde erobert. Raub- und mordgierig drangen Tillys wilde Scharen in 
die unglückliche Stadt; sie mißhandelten die Einwohner, metzelten alles 
nieder, was ihnen in den Weg kam, dnrchspießten die Säuglinge an der 
Mutterbrust, schonten weder Kind noch Greis und plünderten alle Häuser. 
In der Verwirrung brach Feuer ans, und die herrliche Stadt verbrannte 
bis auf den Dom und einige Fischerhütten; viele Tausende von Menschen 
kamen dabei um. Darauf zog Tilly nach Sachsen. Jetzt mußte der Kur¬ 
fürst die Schweden um Hilfe bitten. Gustav Adolf eilte rasch herbei, be¬ 
siegte den gefürchteten Tilly bei Breitenfeld in der Nähe von Leipzig 
und durchzog siegreich gauz Deutschland. Tilly stellte sich ihm zwar noch 
einmal am Lech entgegen, wurde aber geschlagen und von einer Kanonen¬ 
kugel tödlich verwundet. Überall wurde nun Gustav Adolf von den 
Protestanten als Retter ihres Glaubens begrüßt, und bald gab es kein 
kaiserliches Heer mehr, das dem siegreichen Helden entgegentreten konnte. 
In dieser Not wandte sich der Kaiser Ferdinand an Wallenstein. 
Dieser herrschsüchtige und stolze Mann ließ sich endlich durch flehentliche 
Bitten bewegen, ein Heer zu werben; allein der Kaiser mußte ihm versprechen, 
ihn ganz frei schalten und walten zu lassen. Bei Nürnberg trafen Gustav 
Adolf und Wallenstein zusammen; doch dieser wagte keine Schlacht und 
zog aus dem ausgesogenen Franken nach Sachsen. Verheerung, Raub, 
Mord und Brand bezeichneten seinen Weg. Rasch eilte der Schwedenkönig 
ihm nach. Am 6. November 1632 kam es bei Lützen zur Schlacht. Lange 
schwankte der Sieg hin und her, bis sich der König mitten in das Getümmel 
begab, um seine Schweden zu ermutigen. Da zerschmetterte eine Kugel 
seinen Arm. Als man ihn aus dem Gefechte führen wollte, schoß ihn ein 
Reiter durch den Rücken. Mit dem Seufzer: „Mein Gott, mein Gott!" 
sank er vom Pferde und verhauchte unter Rosseshufen sein Leben. Mit Wut 
stürzten sich nun die Schweden auf ihre Feinde; sie trieben die Kaiserlichen 
in die Flucht, aber der Sieg war zu teuer erkauft. Erst am anderen Tage 
fand man des Königs Leichnam, bedeckt mit Blut und Wunden, am „Schweden¬ 
steine". Ein schönes Denkmal bezeichnet die Stätte seines Todes; das schönste 
Denkmal aber hat das evangelische Volk diesem Helden durch die Gustav- 
Adolf-Stiftung errichtet. Hugo Weber.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.