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der Weser und dem Rheine waren ihnen dem Anschein nach gänzlich
unterworfen.
Gegen das Jahr 9 nach Christi Geburt führte der römische Statt¬
halter V a r u s in Deutschland den Befehl. Er hielt schon auf römische
Weise Gericht und, was die Deutschen am meisten aufbrachte, ließ
nach römischer Sitte die Beile mit den Rutenbündeln vor sich hertragen,
welche ein Zeichen seines Rechts über Leben und Tod und zu körper¬
licher Züchtigung sein sollten. Eine Züchtigung aber mit Schlägen wäre
dem freien deutschen Manne die entsetzlichste Beschimpfung gewesen. Da
regte sich der Groll der Deutschen, und sie dachten darauf, den zudring¬
lichen Fremdling los zu werden.
Dennoch wurde der Unwille lange Zeit nicht laut, und Barns hielt
die Herrschaft der Römer in Deutschland für fest begründet. Aber so
dachte Arminius, ein edler deutscher Mann vom Volke der Cherusker,
nicht. Das Joch eines fremden Volkes mit fremder Sprache und ver¬
dorbenen Sitten schien ihm so unerträglich, daß es unter jeder Bedingung
abgeschüttelt werden müsse. Armin war eines cheruskischen Fürsten
Sohn, von fürstlicher Gesinnung und an Gestalt und Tapferkeit ein
wahrer Held. Er war als Knabe nach Rom gekommen und hatte die
Römer mit ihrer Staats- und Kriegskunst sowie mit allen ihren Lastern
genau kennen gelernt. Sein Haß gegen das verdorbene Volk, welches
sich anmaßen wollte, freie Menschen zu Knechten zu machen und dazu
mit seinen Lastern anzustecken, wurde unauslöschlich. Er kehrte zu seinem
Volke zurück, begeisterte mit seiner Rede die übrigen Fürsten und An¬
führer desselben und trat an die Spitze des cheruskischen Bundes. In
einer nächtlichen Versammlung im Walde schwuren seine Anhänger allen
Römern in Deutschland den Untergang. So geheim indes das Unter¬
nehmen betrieben wurde, so wurde es doch dem Varus verraten. Aber
Varus hielt die Deutschen für zu dumm und sich für zu mächtig, als
daß er irgend eine Gefahr hätte fürchten müssen.
Als der Herbst des Jahres 9 n. Chr. gekommen war, schritt Her¬
mann zur Ausführung seines Planes. Um Varus von seinem guten
Lagerplatze weg in gefährlichere Gegenden zu locken, mußte ein ent¬
ferntes Volk einen Aufstand erregen. Varus brach gegen dieses auf. Die
verbündeten Fürsten entfernten sich, zogen ihre schon bereit gehaltenen
Haufen zusammen, verabredeten den Angriff, und als die Römer mitten
in den Wildnissen des Teutoburger Waldes waren, brachen die Deutschen
von allen Seiten aus sie los.
Die Römer dachten an keinen Angriff; ohne Ordnung, mit vielem
Gepäck, sogar mit einem Haufen von Frauen und Kindern zogen sie