Full text: [Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6] (Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6)

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Saale; das Volk der Sorben war es, welches das heutige Königreich 
Sachsen wie auch das Vogtland besetzte. Die Saale wurde die Grenze 
zwischen Sorben und Franken; denn die letzteren hatten im Anfang 
des 6. Jahrhunderts dem großen Thüringerreich, das von der Donau 
bis zum Harz reichte, ein Ende gemacht, und das Frankenreich dehnte 
sich nun ostwärts bis zur Saale aus. Die Sorben besiedelten auch 
unser Land; die zurückgebliebenen Deutschen wurden unterjocht und 
verschwanden unter ihnen. Wir dürfen uns freilich nicht vorstellen, 
daß das Land auch nur annähernd so angebaut und bevölkert gewesen 
sei wie heutzutage. Weite Strecken waren mit Wald bedeckt oder dienten 
als Viehtrift; nur spärlich war das Ackerland. Die höheren Teile des 
Landes blieben meist unbebaut, da die Sorben sich in den Tälern 
und den waldfreien Abhängen der Hochebene ansiedelten. Noch heute 
sind ihre Niederlassungen an den Namen auf i tz wie Caaschwitz, Pohlitz, 
Pöllwitz (auch Greiz und Schleiz) oder a wie Gleina, Otticha, Gahma 
erkennbar. Ihre Dörfer waren im Ring angelegt: in länglichem Rund 
standen die Häuser um den Dvrfteich, dem sie ihre Giebelseite zu¬ 
wandten, während Hofraum, Stallungen, Scheunen, Gärten sich nach 
außen anreihten, von einer dichtgeflochtenen Hecke als einer Art Be¬ 
festigung umgeben. Das Wohnhaus war ein Blockhaus, aus unbe¬ 
hauenen Balken errichtet, einstöckig, von einem steilen Strohdach bedeckt. 
Es bestand ursprünglich nur aus einem einzigen niedrigen Raum, der 
keine Fenster hatte, sondern Licht und Luft nur durch das Rauchloch 
empfing, das in der Mitte des Daches über dem großen steinernen 
Herde angebracht war. Der Stubenboden, nur durch den festgetretenen 
Lehmboden gebildet, lag in gleicher Höhe mit dem Hofe. Eine niedrige, 
in der Mitte guer geteilte Tür führte in den dunkeln, rauchgeschwärzten 
Raum. Das Hoftor, zur Seite des Hauses nach dem freien Dorf¬ 
platz hin gelegen, war überdeckt und mit einer kleinen Pforte versehen, 
ähnlich wie noch heute oft in unsern Dörfern. 
2. Die Sorben trieben Viehzucht und Ackerbau; sie verstanden sich 
auch auf Leinen- und Wollweberei, denn sie trugen selbstgefertigte 
leinene Unterkleider und wollene Oberkleider. Auch Handel trieben sie; 
von der Ostsee nach Konstantinopel ging durch die slavischen Lande 
eine Handelsstraße, auf welcher große Handelszüge verkehrten, und 
Zwickau war ein stark besuchter Markt- und Handelsort. Sie waren 
selbstverständlich Heiden und verehrten vielerlei Götter, von denen sie 
sich die einen als gute weiße Götter des Lichts, die andern als böse 
schwarze Götter der Finsternis dachten. Auf steinernen Altären in 
Hainen oder Tempeln brachten ihre Priester nicht bloß Tier-, sondern
	        
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