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wenig miteinander fortgehen, bleibt Kunz mit seinen langen Sporen
in dem Gestrüpp und in den Brombeersträuchern hängen, daß er fällt,
und kann wegen der schweren Rüstung und weil er das Roß an der
Hand nicht fahren lassen wollte, nicht gleich wieder aufkommen.
Da er nun also liegt, spricht das Herrlein heimlich zum Köhler:
„Ich bin ein Fürst von Sachsen; mache mich los, mein Vater soll dirs
wohl vergelten!" Als aber solches des Kunz Geselle vermerkte, zog er
das Schwert und tat nach dem Fürsten einen Streich, daß nicht viel
fehlte, er hätte ihn getroffen. Sobald das der Köhler sah, fing er an,
ans Kunz, der noch am Boden lag, mit seinem Schürbaume zuzu¬
schlagen, hätte ihn auch wohl abgedroschen, wo nicht das Herrlein treu¬
lich gewehrt und für ihn gebeten hätte. Des Köhlers Hund, den sein
Herr auf den andern gehetzt hatte, wurde so laut, daß auch des
Köhlers Weib aus dem Kohlkrame gelaufen kam. Da sie nun ihren
Mann auf Kunz losschlagen sieht, schlägt sie mit einem großen Messer
auf eine Holzaxt Zum Zeichen, daß Räuber da sind. Hierauf lausen
alsbald die anderen Köhler alle zu, kommen mit ihren Äxten und
Schürbäumen, nehmen also Kunz gefangen und führen ihn mit sich in
den Kohlkram. Dem Herrlein aber gaben sie Schwarzbrot zu essen
und Wasser zu trinken, bis inan ihn weiter zum Abte von Grünhain
bringen konnte.
4. Wie auch Prinz Ernst seinen Eltern wiedergegeben wurde.
Nun erscholl die Zeitung, daß man den einen jungen Fürsten
wieder habe, bald weithin, und so vernahmen auch die beiden von Mosen
und von Schönfels aus dem gemeinen Geschrei, daß ihr Geselle ge¬
fangen war. Sie hielten nämlich mit dem Herzoge Ernst in der Nähe,
im Walde bei bent Schlosse Stein an der Mulde unter dem Schnee¬
berge, wohin sie sich aus Furcht versteckt hatten; denn da sie den Sturm¬
schlag so heftig hörten und das große Nacheilen auf allen Seiten spürten,
trauten sie nicht in solchem großen Auflaufe den Prinzen weiter zu
bringen. Sie schrieben dem Hauptmanne von Zwickau, wenn er ihnen
bei dem Kurfürsten Gnade erlangen wollte, daß sie ihres Leibes und
Gutes gesichert würden, so wollten sie den anderen Herrn auch frei-
willig wieder bringen, und als dieser ihnen das in des Kurfürsten
Namen hoch und teuer zugesagt hatte, ergaben sie sich und den Herzog
Ernst dem Herrn Veit von Schönburg auf seinem Schloß Hartenstein am
nämlichen Tage, an welchem Herzog Albrecht wieder nach Altenburg
zu seiner Frau Mutter gebracht worden war.
Also kam die Botschaft, daß man die Fürsten beide wieder hätte,