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schnüffelnde Voll von Fritz los und sprang wie besessen, freudig bellend,
vor's Haus, und zum offen stehenden Fenster herein rief eine starke Ba߬
stimme: „40 Mark zum ersten!" Augenblicks daraus trat hastig in's Zimmer
ein vor Eile glühender Mann mit sonnenverbranntem Gesichte, in Schiffer¬
tracht, begleitet vom wedelnden Voll, und wiederholte mit Donnerstimme:
„400 Mark zum andern, zum dritten und letzten!" und schlug mit seinem
spanischen Rohre dergestalt aus den Tisch, daß des Ausklopfers Papiere
umherflogen und dieser, wie die ganze Menge, zusammenschrak. „Herr
Gott, unser Jansen!" rief Herr Hermann und fiel ihm uni den Hals.
Der aber fuhr fort: „Ja, ich bin's; unser Schiff liegt voll Goldbarren
und Waaren im Hafen. Aus ist die Auction! Nun fort ihr alle!" Dabei
schwenkte er das Rohr über den Köpfen hin. „Morgen kommt auf das
Rathhaus, da soll alles sammt Zinsen bezahlt werden; denn wissen sollt
ihr: unser alter Herr Gott lebt noch, unser gutes Haus steht noch, und
die Firma Gruit van Steen florirt noch! Und nun seid erst freudig
gegrüßt in der Heimat, mein Herr Hermann und Frau Elisabeth, von
eurem alten Jans n!" A. Barth.
2. Tie halbe Flasche.
Nach der Schlacht von Fehrbellin, in welcher die Schweden von
den Preußen geschlagen wurden, bat ein ans den Tod verwundeter
Schwede einen vorübergehenden preußischen Soldaten flehentlich um
einen Trunk. „Den sollst du haben, Kamerad," sagte dieser; während
er aber die Feldflasche losnestelte, ergriff der tückische Schwede eine
neben ihm liegende Pistole und feuerte sie schnell auf den gut¬
müthigen Preußen ab, fehlte ihn aber. „Es war gut gezielt," sagte
dieser, „denn die Kugel pfiff mir just am Ohre vorbei, aber böse ge¬
meint, und ich kann dich deswegen nicht ungestraft lassen! Sieh, diese
Flasche ist voll guten Weins, und du hättest sie ganz bekommen, jetzt
aber bekommst du sie nur halb!" — Darauf that der Preuße einen
tüchtigen Schluck aus derselben, gab sie dann dem Schweden und ging
ruhig davon. Caspari.
3. lum 7. kebai.
Im siebenjährigen Kriege pochte ein Rittmeister an dem Fenster
einer armseligen Hütte an. Ein Greis mit sc/meeweissem Haare trat
heraus. Der Rittmeister verlangte, der Alte sollte ihn auf ein Feld
führen, wo seine Reiter Futter für ihre Pferde haben könnten. Der
Greis gehorchte, führte aber die Reiter weit hinaus. Als sie eine
Strecke hin waren, kamen sie an ein schönes Gerstenfeld. „Hier
ist, was wir suchen,“ sprach der Rittmeister. „Noch einen Augen¬
blick Geduld!“ entgegnete der Alte. Endlich zeigte er ihnen einen
Acker. Sie müheten, banden ein und machten sich auf den Rückweg.
Jetzt sprach der Rittmeister: „Guter Vater, Ihr habt uns unnothig
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