337 
8. Da erst ist das Glück ge¬ 
sunden 
und der köstlichste Gewinn, 
wo sich schwesterlich verbun¬ 
den 
Marthafleiß, Mariensinn. 
Karl v. Gerok. 
227. Littttsprnch. 
Bist du die goldne Ähre nicht, die schwer von Korn sich wiegt 
sei du die blaue Blume nur, die frisch das Aug' vergnügt! 
Kannst du als stolzer Pfeiler nicht im hohen Münster ragen, 
so sei der kleinen Steinchen eins, die mit die Wölbung tragen! 
Und schreibt die Welt den Namen dein einst nicht in Stein und Erz, 
begnüge dich, wenn du beglückt ein warmes Menschenherz! 
Ottilie Wildermuth. 
(. Was mcaria ]ia) erioreu, 
ihrer Seele himmlisch Heil, 
dieses bleibt ihr unverloreu, 
bleibt auch dir dein bestes 
Teil." 
2. Herr und Diener. 
228. Der gute Knecht. 
Der Gutsbesitzer Bormaun hatte einen braven Anecht, und daß 
er ein solcher war, erfuhr er durch eine kleine Thatsache, an die sich 
später viele andere anreihten. 
Der Anecht hatte nichts davon gewußt, daß ein Auge ihn sah, 
als er sich brav benahm, und das sind die besten Thaten, die so 
geschehen; sie werden nur selten äußerlich belohnt, aber sie haben 
doch einen guten Zahlmeister, der immer bare Münze hat, und das 
ist der Herr Geheimrat im Herzen, und wer den bei sich richtig an¬ 
gestellt weiß, dem kann es einerlei sein, wie er selbst und wie andere 
in der tPclt betitelt werden. 
Ts war ein heißer Mittag, als der Auecht Aourad mit seinen 
Pferden vom Acker heimgekommen war. Die beiden Hsterde wurden 
gefüttert und abgeschirrt; denn jeder, wer es wissen will, weiß, daß 
auch ein Tier nicht zur rechten Ruhe kommt, solange es das Ge¬ 
schirr auf dem Leibe hat; aber manche wollen es nicht wissen, um 
sich die Mühe ersparen zu können, ab- und aufzuschirren. Das that 
aber Bormanns Aonrad nicht, und es kann wohl sein, daß ihm 
darum selber auch das Tsien drinnen am Gesindetisch uin so besser 
schmeckte. 
Der Streit ist noch unentschieden, welche pfeife am besten schmeckt, 
ob die nach der Morgensuppe, die nach dem Mittagessen oder die 
am Feierabend. Unser Aonrad liebte sie alle gleich. Ts war ein 
eigenes Behagen, mit dem er sich nach dem Mittagessen auf den 
Das Vaterland. 22