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der Arm nicht zuschlagen. Anfangs hofften sie zwar immer
noch, der Feind, wenn er sich den Kopf an der Mauer zerstofsen
hätte, würde wieder abziehen; aber es war nicht so. Die Lärchen¬
bäume wurden grün, die Birken bekamen Blätter, die Fichten
und Tannen setzten an, und der Kuckuck fing an zu schreien,
— .aber nach wie vor lagen die Mainzer im Thale, und der
Rauch stieg auf aus dem Lager — jeden Tag dreimal, gerade
wie wenn sie daheim wären. Das war den Rieneckern ein
bitterer Anblick, wie sie so des Morgens, Mittags und Abends
die Mainzer sich um die Feldkessel lagern sahen; denn bei ihnen
war Schmalhans schon lange Küchenmeister, — Mehl und Fleisch
war dem Ende nahe, wiewohl sie auf Viertelskost gesetzt waren,
und wenn auch einer kein besonderer Rechenmeister war, konnte
er doch aufs Haar sagen, wann sie den letzten Laib Brot backen,
und wann sie den letzten Schinken anschneiden würden. Was
aber den Rienecker am meisten verdross: die Feinde mussten
davon Wind bekommen haben. Denn wie er einmal mit seinem
Knechte, dem Hannes-Jakob, über die Schlossmauer ins Thal
schaut, hört er zwei Mainzer sagen: „Sie haben nichts mehr
als ein Schwein und eine Kuh; jetzt wird das Nest bald
unser sein.“
Der Hannes-Jakob aber war, wie gemeldet, nicht auf den
Kopf gefallen. Wie er seines Herrn Betrübnis sah, ging’s ihm
durchs Herz, und er hatte einen guten Einfall. Er ging nämlich
hinunter in den Stall, holte das einzige Schwein, das sie noch
hatten, warffs nieder und kniete ihm auf den Hals, dass es zu
schreien anfing, wie wenn’s geschlachtet würde. Da spitzten die
Mainzer die Ohren und lachten, weil sie meinten, jetzt müsse es
bald zu Ende gehen. Wie er’s aber nach drei Tagen wieder
that und nach drei Tagen abermals und immer so fort, da sagten
sie: „Sie müssen noch vollauf haben im Schlosse; hört, sie
schlachten schon wieder ein Schwein!“
Als er’s so eine Weile fortgetrieben hatte und die Leute
den Gurt um den Leib sich anzogen, dass sie aussahen wie die
Wespen, und auch die Katze geschlachtet hatten — denn auf
die Mäusejagd, meinten sie, wollten sie schon selber gehen —
konnten sie endlich nicht anders und mussten ihr letztes und ein¬
ziges Schwein schlachten. Da hiess der Rienecker seine Leute sich
noch einmal satt essen und sagte: „Wir müssen nun doch bald
sterben.“ Der Hannes-Jakob aber ging wieder in den Stall und
blökte bald wie ein Kalb, bald brüllte er wie eine Kuh, und
draussen sagten sie: „Die Schweine sind geschlachtet, jetzt
kommen sie ans Rindvieh!“ und hatten’s bald satt, vor dem
Schlosse zu liegen.
Die im Schlosse aber wussten’s besser und waren am Ver¬
hungern, und eines Tages, wie von ihrem Schweine nur noch