76. Die drei Lochzeitsgäste.
57
Es wird einem heutzutage schwer, sich durchzuschlagen." „Darauf rechne nicht",
antwortete der Hund, „meinem Herrn bleibe ich treu; das darf ich nicht zu¬
geben." Der Wolf meinte, das wäre nicht im Ernste gesprochen, kam in
der Nacht herangeschlichen und wollte sich das Schaf holen. Aber der Bauer,
dem der treue Sultan das Vorhaben des Wolfes verraten hatte, paßte ihm
aus und kämmte ihm mit dem Dreschflegel garstig die Haare. Der Wolf
mußte ausreißen, schrie aber dem Hund zu: „Wart, du schlechter Geselle, da¬
für sollst du büßen."
4. Wie der Wolf vom Hunde beschämt ward.
Am anderen Morgen schickte der Wolf das Schwein und ließ den Hund
hinaus in den Wald fordern, da wollten sie ihre Sache ausmachen. Der
alte Sultan konnte keinen Beistand finden als die Katze, die nur drei Beine
hatte, und als sie zusammen hinausgingen, humpelte die arme Katze daher
und streckte zugleich vor Schmerz den Schwanz in die Höhe. Der Wolf und
sein Beistand waren schon an Ort und Stelle; als sie aber ihren Gegner
daher kommen sahen, meinten sie, er führte einen Säbel mit sich, weil sie
den aufgerichteten Schwanz der Katze dafür ansahen. Und wenn das arme
Tier so auf drei Beinen hüpfte, dachten sie nicht anders, als es hebe
jedesmal einen Stein auf und wollte damit aus sie werfen. Da ward ihnen
beiden angst; das wilde Schwein verkroch sich ins Laub, und der Wolf
sprang auf einen Baum. Der Hund und die Katze, als sie heran kamen,
wunderten sich, daß sich niemand sehen ließ. Das wilde Schwein aber hatte
sich im Laub nicht ganz verstecken können, sondern die Ohren ragten noch
heraus. Während die Katze sich bedächtig umschaute, zwinste das Schwein
mit den Ohren; die Katze, welche meinte, es regte sich da eine Maus, sprang
darauf zu und biß herzhaft hinein. Da erhob sich das Schwein mit großem
Geschrei, lief fort und rief: „Dort auf dem Baume, da sitzt der Schuldige."
Der Hund und die Katze schauten hinauf und erblickten den Wolf, der schämte
sich, daß er sich so furchtsam gezeigt hatte und nahm von dem Hunde den
Frieden an. „ ... .
u Bruder Grimm.
76. Die drei Hoclizeitsgäste.
Es waren einmal in einem Dorfe drei Hofhunde, die hielten
gute Nachbarschaft miteinander, und da sollte eine große Bauern¬
hochzeit sein; zu derselbigen war alt und jung geladen, und
wurde gekocht und gebacken, gesotten und gebraten, daß der
(berück durchs ganze Dorf zog. Die drei Hunde waren auch