Full text: [Teil 1. Unterstufe] (Teil 1. Unterstufe)

76. Die drei Lochzeitsgäste. 
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Es wird einem heutzutage schwer, sich durchzuschlagen." „Darauf rechne nicht", 
antwortete der Hund, „meinem Herrn bleibe ich treu; das darf ich nicht zu¬ 
geben." Der Wolf meinte, das wäre nicht im Ernste gesprochen, kam in 
der Nacht herangeschlichen und wollte sich das Schaf holen. Aber der Bauer, 
dem der treue Sultan das Vorhaben des Wolfes verraten hatte, paßte ihm 
aus und kämmte ihm mit dem Dreschflegel garstig die Haare. Der Wolf 
mußte ausreißen, schrie aber dem Hund zu: „Wart, du schlechter Geselle, da¬ 
für sollst du büßen." 
4. Wie der Wolf vom Hunde beschämt ward. 
Am anderen Morgen schickte der Wolf das Schwein und ließ den Hund 
hinaus in den Wald fordern, da wollten sie ihre Sache ausmachen. Der 
alte Sultan konnte keinen Beistand finden als die Katze, die nur drei Beine 
hatte, und als sie zusammen hinausgingen, humpelte die arme Katze daher 
und streckte zugleich vor Schmerz den Schwanz in die Höhe. Der Wolf und 
sein Beistand waren schon an Ort und Stelle; als sie aber ihren Gegner 
daher kommen sahen, meinten sie, er führte einen Säbel mit sich, weil sie 
den aufgerichteten Schwanz der Katze dafür ansahen. Und wenn das arme 
Tier so auf drei Beinen hüpfte, dachten sie nicht anders, als es hebe 
jedesmal einen Stein auf und wollte damit aus sie werfen. Da ward ihnen 
beiden angst; das wilde Schwein verkroch sich ins Laub, und der Wolf 
sprang auf einen Baum. Der Hund und die Katze, als sie heran kamen, 
wunderten sich, daß sich niemand sehen ließ. Das wilde Schwein aber hatte 
sich im Laub nicht ganz verstecken können, sondern die Ohren ragten noch 
heraus. Während die Katze sich bedächtig umschaute, zwinste das Schwein 
mit den Ohren; die Katze, welche meinte, es regte sich da eine Maus, sprang 
darauf zu und biß herzhaft hinein. Da erhob sich das Schwein mit großem 
Geschrei, lief fort und rief: „Dort auf dem Baume, da sitzt der Schuldige." 
Der Hund und die Katze schauten hinauf und erblickten den Wolf, der schämte 
sich, daß er sich so furchtsam gezeigt hatte und nahm von dem Hunde den 
Frieden an. „ ... . 
u Bruder Grimm. 
76. Die drei Hoclizeitsgäste. 
Es waren einmal in einem Dorfe drei Hofhunde, die hielten 
gute Nachbarschaft miteinander, und da sollte eine große Bauern¬ 
hochzeit sein; zu derselbigen war alt und jung geladen, und 
wurde gekocht und gebacken, gesotten und gebraten, daß der 
(berück durchs ganze Dorf zog. Die drei Hunde waren auch
	        
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