Full text: Realienbuch (Theil 2)

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129. Die Elektricität. 
129. Die Elektricität. 
Wenn ich eine Siegellackstange mit einem Stück Wollen¬ 
zeug reibe und dann über Papierschnitzchen, Flaumfedern 
oder Sägespüne halte, die ans einem Tische liegen, so fliegen 
diese Körper rasch an die Siegellackstange, werden von ihr 
abgestoßen, fliegen wieder an, fallen von neuem ab, und 
so geht es fort, bis die Kraft des Siegellacks geschwächt 
lvorden ist und man es wieder reiben muß, um die Er¬ 
scheinung abermals zu bewirken. Dasselbe wird erfolgen, 
lvenn ich Glas, Harz oder Bernstein reibe. Mache ich solche 
Versuche im Dunkeln, so bemerke ich beim Reiben einen Licht¬ 
schein um die Siegellackstange herum. Wäre die Oberfläche 
derselben groß genug, und würde sie sehr stark gerieben, so 
lviirde aus ihr, wenn ich meinen Fingerknöchel ihr näherte, 
eiir kleiner Funke knisternd hervorspringen und ich in meinem 
Knöchel ein leises Stechen empfinden. Fahre ich mit dem 
geriebenen Siegellack nahe am Gesichte hin, so entsteht ein 
Gefühl, als wenn Spinngewebe an die Haut geflogen wären; 
zugleich nehme ich einen besonderen Geruch wahr. Die 
Käaft, durch welche die Körper im Stande sind, solche Er¬ 
scheinungen hervorzubringen, nennt man Elektricität. 
Diesen Rainen hat man vom Bernstein abgeleitet, welcher 
griechisch Elektron heißt, und an dem schon die Alten jene 
Wirkungen entdeckt haben sollen. 
Die Elektricität zeigt sich an den Körpern nur, wenn 
sie gerieben werden, — ohne dies scheint dieselbe in ihnen 
zu ruhen. In einigen Körpern läßt sie sich durch Reiben 
leicht erregen, in andern nicht leicht oder gar sehr schwer. 
Zu jenen gehören: Siegellack, Glas, Bernstein u. s. w. — 
zu diesen: Eisen, Kupfer u. s. w. Die Körper mit schwer 
erregbarer Elektricität hielt man früher für solche, in denen 
durch Reiben diese Erregung nicht möglich sei, und nannte 
sie daher nicht elektrische Körper, dagegen die mit leicht erreg¬ 
barer Elektricität allein elektrische Körper. Die nicht elektrischen 
Körper nehmen leicht Elektricität an, verbreiten sie schnell in 
sich und theilen sie andern, die dafür empfänglich sind, leicht 
mit. Die elektrischen aber nehmen selten, oder doch schwer 
die Elektricität auf, und wo es geschieht, dableibt diese nur 
an einer Stelle; auch geben sie dieselbe nur schwach wieder 
ab. Jene heißen daher Leiter, diese Nichtleiter der Elek-
	        
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