161. Wie die Baume des Thüringer Waldes auf Reisen gehen. 187
Provinz Sachsen eingeschlossen, liegt, das andere: Schwarz-
burg-Rudolstadt, weiter südlich, umgeben von den sächsischen
Herzogthümern.
Oestlich schließen sich an Thüringen die Besitzungen der
Fürsten von Rens; mit den Residenzstädten Greiz und
Schleiz an.
Ganz Thüringen, mit Einschluß der reußischen Fürsten-
thümer, enthält einen Flächenraum von über 200 Quadrat-
meilen mit mehr als 1 Million Bewohner.
161. Wie die Bäume des Thüringer Waldes auf
Reisen gehen.
Wenn unsere Thüringer Waldbäume von ihren hohen
Bergen so hinaussehen in die schöne Welt, bekommen
sie auch Lust zur Wanderschaft. Aber mit der Post
können sie freilich nicht reisen. Und sie brauchen'8
auch nicht; denn sie haben im Walde einen guten Freund,
der sie ohne viel Fuhrlohn mit hinaus in die Welt
nimmt. Weifst du, wer er ist? — In verborgener Berg¬
kammer ist er daheim; da liegt er als Kind still in
krystallner Wiege, und die Wolken schicken ihm heimlich
Nahrung zu; kein menschliches Auge hat noch in seine
verborgene Kammer geschaut. Aber wenn er kräftig
geworden ist, tritt er leise zum Berge heraus. Mit hellen
Augen sieht er sich um, und es muss ihm draussen ge¬
fallen; denn bald macht er sich auf, hurtig geht’s den
Berg hinab; über Stein und Felsen hilfst er mit Lärmen;
durch Thal und Wiesengrund eilt er leise, hat keine
Ruhe, wandert fort in die Fremde.
Nur im strengen Winter bleibt er daheim, liegt
starr und still in seinem Bette oder sitzt auf dem Felsen,
und die Waldjungen treten ihn mit Füssen, ohne dass
er sich regt. Aber wenn der Schnee schmilzt, und der
Frühling kommt, und die Drosseln und Finken wieder
heimkehren zu ihren Thüringer Nestern, da spricht der
Bursche: nun fang’ ich auch wieder an zu wandern,
und nun geht’s mit Ungestüm und Brausen den Berg
hinab; manchen Stein reifst er los, so stark stöfst sein
Fuis an; da ist sein Weg ihm nicht mehr breit genug,
und er tritt dem Bauer in die Wiese und fürchtet sich
nicht vor dem Pfänden, und: Wollt ihr mit? sagt er zu