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266 220. Barbarossa im Kyfshäuser.
Da sprengten plötzlich in die (puer
fünfzig türk'sche Reiter daher,
die huben an, auf ihn zu schießen,
nach ihm zu werfen mit den Spießen.
Der wackre Schwabe forcht sich nit,
ging feines Weges Schritt für Schritt,
ließ sich den Schild mit Pfeilen spicken
Und thät nur spöttlich um sich blicken,
bis einer, dem die Zeit zu lang,
auf ihn den krummen Säbel schwang.
Da wallt dem Deutschen auch sein Blut.
Cr trifft des Türken Pferd so gut,
er haut ihm ab mit einem Streich
die beiden Borderfüß' zugleich.
Als er das Pferd zu Fall gebracht,
da faßt er erst fein Schwert mit Macht,
Er schwingt es auf des Reiters Kopf,
haut durch bis auf den Sattelknopf,
haut auch den Sattel noch in Stücken
und tief noch in des Pferdes Rücken;
zur Rechten sieht man, wie zur Linken,
einen halben Türken heruntersinken.
Da packt die andern kalter Graus,
sie fliehn in alle Welt hinaus,
und jedem ist's, als würd' ihm mitten
durch Kopf und Leib hindurch geschnitten.
Drauf kam des Wegs 'ne Thriftenschaar,
die auch zurückgeblieben war,
die sahen nun mit gutem Bedacht,
was Arbeit unser peld gemacht.
Bon denen hat's der Kaiser vernommen.
Er ließ den Schwaben vor sich kommen;
er sprach: „Sag' an, mein Ritter werth,
wer hat dich solche Streich' gelehrt?"
Der peld bedacht' sich nicht zu lang':
„Die Streiche sind bei uns iin Schwang,
sie sind bekannt im ganzen Reiche,
man nennt sie halt nur Schwabenstreiche."
220. Barbarossa im Kyffhäuser.
Der alte Barbarossa, der Kaiser Friederich, im unterird’schen
Schlosse hält er verzaubert sich.
Er ist niemals gestorben, er lebt darin noch jetzt; er hat, im
Schloss verborgen, zum Schlaf sich hingesetzt.
Er hat hinabgenommen des Reiches Herrlichkeit und wird
einst wiederkommen mit ihr zu seiner Zeit.
Der Thron ist elfenbeinern, darauf der Kaiser sitzt; der Tisch
ist marmelsteinern, auf den sein Kinn er stützt.
Sein Bart ist nicht vom Flachse, ist lichte Feuersgluth, ist
durch den Tisch gewachsen, auf dem sein Haupt ausruht.