Full text: Realienbuch (Theil 2)

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19. Zwei unähnliche Geschwister. 
Verwendung derselben zum Brennen gesetzlich verboten wurde, 
fetzt ist alle Welt froh, dass man sie hat. — Die Steinkohlen 
sind bedeutend billiger als das Holz’, daher müssen sie bei der 
Heizung der Zimmer, der Locomotiven, bei der Gasbereitung 
die Stelle des Holzes vertreten. 
Die Hitze, welche die glühenden Steinkohlen verbreiten, kann 
wegen ihrer Trockenheit der Gesundheit nachtheilig werden, wenn 
man nicht an irgend einem Platze im Zimmer ein mit Wasser 
gefülltes Gefäfs aufstellt. Das verdunstende Wasser sättigt 
nämlich die Luft mit der erforderlichen Feuchtigkeit. 
Aus den Steinkohlen wird das Leuchtgas, gewöhnlich bloss 
Gas genannt, gewonnen, durch welches in Städten Strassen 
und Häuser erleuchtet werden. Was von den Steinkohlen 
zurückbleibt, wenn ihnen das Gas entzogen ist, nennt man Koks. 
Diese entgasten Steinkohlen geben eine noch grössere Hitze als 
die eigentlichen Steinkohlen. 
Die Bereitung des Leuchtgases ist im Ganzen einfach. 
Verschaffe dir ein sogenanntes Kölner Thonpfeifchen mit einem 
langen Rohre. Fülle den Kopf mit pulverisirter Steinkohle 
und verschliefse ihn luftdicht mit nassem Thon. Verstopfe 
hierauf die Oeffnung des Rohres mit einem hölzernen Pfröpf- 
chenl Legst du den Pfeifenkopf in die Ofenglut, so beginnt 
nach kurzer Zeit die Entwicklung des Gases. Nach S bis 
io Minuten darfst du den Pfropf aus der Röhre ent¬ 
fernen. Bringst du ein brennendes Zündhölzchen an die Oeff¬ 
nung des Pfeifenrohrs, so hast du im Augenblicke eine Gas¬ 
flamme, welche so lange nachhält, bis alles Gas aus den Kohlen 
entwickelt ist. Der Ueberrest der letzteren ist ein Stückchen 
Koks. Der ganze lehrreiche Versuch kostet nur die wenigen 
Pfennige, für die man eine Kölner Pfeife kaufen kann. 
Der Stoff, woraus die Steinkohlen grösstenteils bestehen, 
heisst Kohlenstoff. Ganz reinen Kohlenstoff enthält ein Stein, 
welcher freilich mit der Steinkohle auf den ersten Blick keinerlei 
Aehnlichkeit hat. Es ist — der Diamant. Dieser kostbarste 
aller irdischen Stoffe ist nichts weiter, als reine Kohle in 
Gestalt eines Krystalles. Den Diamant ritzt kein anderer Stein; 
er selbst aber ritzt alle anderen Steine. Ein schön geschliffener 
Diamant heisst Brillant. Man kann den Diamanten nur mit
	        
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