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und man kann sich nicht genug über die göttliche Weisheit verwundern, die
mit einer Sonne auf der ganzen Erde ausreicht, und in die winterlichsten
Landschaften noch einen lustigen Frühling und eine fröhliche Aernte bringen kann.
3. Der Mond.
Der Mond, das liebliche Hauptgestirn der Nacht, ist, wie unsere Erde, ein
dunkler Weltkörper, der für sich kein Licht hat, sondern solches erst von un¬
serer Sonne bekommt. Er hat zu gleicher Zeit eine dreifache Bewegung:
erstlich bewegt er sich um die Erde, welches in 27 Tagen und 8 Stunden,
folglich in einem Jahre 13 mal geschieht; zweitens dreht er sich in eben so langer
Zeit (also in 27 Tagen und 8 Stunden) um sich selbst herum oder um seine
Axe, mithin ist ein Tag auf ihm so laug, als bei uns ihrer 14, und eben so
die Nacht; drittens endli>ch bewegt er sich mit der Erde des Jahres einmal um
die Sonne. Die verschiedenen Lichterscheinungen, welche der Mond uns
zeigt, rühren von der verschiedenen Stellung her, die der Mond während seines
Laufes gegen die Erde und die Sonne einnimmt. Die der Sonne zugewendete
Halbkugel ist stets erhellt, die ihr abgewendete dagegen finster. Steht nun der
Mond zwischen der Sonne und der Erde (doch nicht in gerader Linie, sondern
etwas höher und tiefer), so wendet er uns die dunkle Seite zu, und wir sehen ihn
nicht. Es ist alsdann, wie man sagt, Neumond (O). Nach wenig Tagen vom
Neumond an zeigt er uns einen kleinen Theil seiner beleuchteten Seite in Form
einer Sichel. Täglich erscheint nun die beleuchtete Seite etwas größer. Nach etwa
acht Tagen vom Neumond an steht er gegen die Erde so, dass gerade die Hälfte
von der erleuchteten Halbkugel oder der vierte Theil von seiner ganzen Oberfläche
gegen uns im Lichte ist, und die Hälfte von der verfinsterten Seite im Schatten.
Es ist das erste Viertel (3>). Immer weiter rückt der Mond auf seiner Bahn
nach Osten hin um die Erde, und immer größer erscheint uns seine Lichtseite, biß
er nach abcrmal etwas mehr als sieben Tagen der Sonne gegenübersteht, also dass
die Erde zwischen ihm und der Sonne schwebt, aber etwas tiefer oder höher. Als¬
dann können wir seine ganze erleuchtete Hälfte sehen, und aus unserer Nacht hin¬
aufschauen in den Tag. Bald nach dem Vollmonde (G), wenn der Mond sich
wieder auf der andern Seite um die Erde herumbiegt, bemerkt man, dass die be¬
leuchtete Seite links (von der Erde aus gesehen) abnimmt oder kleiner wird.
Immer mehr nähert sich der Mond wieder der Sonne. Nach etwa sieben Tagen
steht derselbe zur Erde so, dass er uns die Hälfte seiner beleuchteten Seite oder V4
öer ganzen Oberfläche zeigt. Letztes Viertel (L). Der Mond hat bis jetzt
% seiner Bahn um die Erde durchlaufen. Noch hat er daher y4 derselben zurück¬
zulegen. Während dies geschieht, wird nun der Theil der Mondoberfläche, der bis¬
her im Schatten, stand, vom Sonnenlichte erleuchtet. Je mehr sich der Mond der
Sonne nähert, desto kleiner wird der uns sichtbare oder beleuchtete Theil des Mon¬
des, bis dieser abermals zwischen der Erde und der Sonne steht und uns ganz
unsichtbar wird. Wir haben wieder Neumond. Der Mond hat seinen Lauf um
die Erde vollendet und beginnt denselben von Neuem. Der zunehmende Mond
steht, von der Erde aus betrachtet, links von der Sonne, daher erscheint der zur
rechten Hand des Beobachters befindliche Theil des Mondes beleuchtet; beim ab¬
nehmenden Mond findet der entgegengesetzte Fall statt.
Mond- und Sonnenfinsternisse ereignen sich, wenn der Mond und
die Erde einmal in gerader Linie zur Sonne zu stehen kommen. Geschieht dies
zur Zeit des Neumondes, so können wir einen Theil der Sonne, da der Mond
vor dieser steht, nicht sehen, ein Theil der Erdoberfläche wird vom Schatten des
Mondes getroffen oder verdunkelt, und so entsteht eine Sonnenfinsternis! oder
richtiger Erdfinsterniss. Eine solche kann nur im Neumond sich ereignen.
Kommt aber der Bollmond in gerader Richtung hinter die Erde zu stehen (nicht