— 157 —
bewegen sich noch mehrere andere Weltkörper: Planeten mit ihren Neben-
Planeten, und Kometen um die Sonne.
- 4. Die Planeten.
Wer etwa in einer grossen Hauptstadt, oder in der Nähe derselben ge¬
lebt hat, der kann wissen, was eine schöne Erleuchtung ist, und wie herrlich
es aussieht, wenn zu Ehren eines grossen Herrn in der ganzen Stadt viele
tausend kleine Lampen zu gleicher Zeit angezündet werden und brennen.
Das Auge kann sich nicht satt schauen, und überall erblickt er etwas An¬
deres und Schöneres. Aber alle diese irdische Herrlichkeit ist in gar keine
Vergleichung zu setzen mit der grossen himmlischen Erleuchtung, die
in jeder wolkenlosen Nacht zur Ehre des grossen Weltbeherrschers aus
unermesslicher Höhe herabflimmert.
Zuerst müssen wir wissen, dass es zweierlei Arten der Sterne
gibt. Denn so sehr sie alle, gross und klein, in der grössten Unordnung
unter einander zu stehen scheinen, so behalten doch die meisten derselben
Jahr aus, Jahr ein scheinbar ihre nämliche Stellung gegen einander, gehen
Jahr aus, Jahr ein in der nämlichen Ordnung mit und nach einander auf
und unter, keiner kommt dem andern näher, keiner entfernt sich von dem
andern. Jeder von uns, der auch nur ein Gestirn kennt, den grossen Bären,
der wird’s wissen. Wie diese Sterne in seiner Jugend standen, so stehen sie
noch, und wo er sie im Sommer oder Winter, Nachts um 8 Uhr, oder in
der Mitternacht zu finden wusste, dort findet er sie in der nämlichen Jahres¬
zeit wieder. Und diese Sterne heissen ihrer scheinbar unveränderten Stel¬
lung wegen Fixsterne.
Nur mit sehr wenigen andern Sternen hat es eine andere Bewandtniss. Diese
behalten nicht ihre gleichförmige Stellung gegen die andern. Wenn ein solcher
Stern heute Nacht zwischen zwei gewissen Sternen steht, so steht er heute über’s
Jahr nicht mehr zwischen den nämlichen, sondern an einem andern Ort. Man
nennt sie daher Irrsterne (Wandelsterne) oder Planeten. Wer hätte nicht
schon den Planeten Venus gesehen, der uns mit seinem hellstrahlenden Lichte
als Morgen- und Abendstern erscheint. Aber nicht alle Planeten — deren
man bis jetzt im Ganzen 34 kennt — können mit blossen Augen am Himmel
gesehen werden. Alle haben aber folgende Eigenschaften mit einander gemein:
1. Sie sind unter allen Sternen unserer Erde am nächsten, viel näher
als irgend ein Fixstern. 2. Sie bewegen sich in grossen Kreisen und in
ungleich langen Zeiten um die Sonne, welches die anderen nicht thun. Und
aus diesen Gründen verändert sich unaufhörlich ihre Stellung am Himmel.
3. Es sind von Natur dunkle Weltkö rper. Sie empfangen ihr Licht,
wie unsere Erde, von der Sonne. Was wir in der Nacht an ihnen
glänzen sehen, ist Sonnenschein, der, wie aus einem Spiegel, zu uns zurück¬
strahlt, so dass wir auch in der finstersten Sternennacht doch nicht ganz
von diesem fröhlichen Lichte verlassen sind. Jeder Planet ist eine un¬
geheuer grosse Kugel, die sich immer und ohne Ruhe herum¬
dreht. Nur diejenige Hälfte, die alsdann gegen die Sonne sieht, hat Licht,
die andere ist finster. Sie haben daher auch ihres Theils Tag und Nacht.
4. Die Planeten stehen nicht immer in gleicher Entfernung und Richtung
gegen die Sonne. Sie haben daher, wie unsere Erde, verschiedene
Jahreszeiten in ihrer Art, Sommer und Winter.
Dass unter den unzähligen Weltkörpern auch unsere Erde diese Eigen¬
schaften hat und daher ein Planet ist, haben wir schon gehört; und wer
auf einem andern Planeten stände und aus einer Weite von Millionen Meilen
nach der Erde schaute, dem würde sie eben so als ein kleiner glänzender
Stern erscheinen, wie uns der Abendstern erscheint. Denn es ist die
Entfernung von den Sternen zu uns gerade so weit, als von uns zu den Sternen.