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vortretenden Brustbein, so wie der vorgestreckte Kopf zum leichtern Durch¬
schneiden der Luft, und ihre schnellere Athmung giebt ihrem Blute eine größere
Wärme, die wieder Bedingung ist für ihre größere Heiterkeit und Beweglichkeit.
Das Federkleid der Vögel zeigt die Flaumfedern oder Daunen,
die den Zweck haben, den Körper warm zu halten, die Deckfedern, die
auch Contursedern heißen, weil sie den Umriß der Gestalt des Vogels
bestimmen und die Flügelfedern, von denen die Schwungfedern die
größten sind. Jede Feder besteht aus dem röhrenförmigen Kiele oder der
Spule, aus welcher der markige Schaft mit der Fahne hervorgeht, welche
aus einzelnen Fasern besteht, die sich wieder seitlich in Fäserchen theilen.
Die fettige Beschaffenheit ihrer Oberfläche musi den Vogel vor dem Ein¬
dringen der Näfle schützen, daher hat das Putzen der Federn mittels des
Schnabels besonders auch den Zweck, das aus der Fettdrüse am Bürzel
entnommene Oel wiederholt hinüber zu streichen. Und da doch die Federn
mit der Zeit sich abnutzen würden, so wechseln alle Vögel jährlich ein Mal
ihr gesammtes Federkleid und zwar die meisten gegen den Herbst.
Man nennt dieses Mausern. Aber viele Waffervdgel und manche kleine
Landvögel mausern im Frühjahre zum zweiten Male, und bekommen ein
Frühlings- oder Hochzeitskleid.
Ein Vogel fliegt um so schneller und leichter, je länger und schmaler
seine Füget sind, daher macht eine Brieftaube in einer Stunde 6 deutsche
Meilen, übertrifft also an Schnelligkeit die Eisenbahnen, eine Schwalbe schwebt
an heilem Tagen fast unausgesetzt umher, ja manche Seevögel entfernen sich
mehrere hundert Meilen vom Lande. Bei dieser Bewegung durchschiffen sie
die Luft, indem sie die Flügel als Ruder, den Schwanz als Steuer gebrauchen.
Doch giebt es auch Vögel, die aufs Laufen allein beschränkt sind, wie der
Strauß und die ihm ähnlichen, oder auf das Schwimmen allein, wir
die Fettgänse. Daher hat man auch auf den Bau der Füße zu achten.
Im Allgemeinen haben dieselben drei Zehen nach vorn und einen Zeh
nach hinten gerichtet. Am Lauffuße des Straußes sind die Zehen ganz
frei und der Hintere fehlt. Die Watfüße der Sumpfvögel zeichnen sich
durch lange Zehen an den langen Beinen aus. Die Kletterfüße der Pa¬
pageien und Spechte haben zwei Zehen nach vorn nnd zwei Zehen nach
hinten gerichtet. Die Lappenfüße der Wasserhühner zeigen Zehen, die
von breiten, seitlich eingeschnittenen Hautlappen umgeben sind. Die S ch w i m m -
füße zeichnen sich durch die Schwimmhaut aus, welche die drei vordern
Zehen verbindet. Neben diesen Unterschieden finden sich noch andere, die wir
hier nicht beachten dürfen. — Unter den Sinneswerkzeugen ist das Auge
der Vögel von besonderer Schärfe, denn aus der Höhe, in der unser Auge
den Raubvogel kaum als einen Punkt wahrnimmt, erblickt er seine Beule
am Boden, wie die fürsorgliche Henne den Räuber in der Höhe mit großer
Schärfe. gewahrt. Auch das Ohr der Vögel ist sehr scharf und unterscheidet
leicht die verschiedenen Töne, denn auf wie weit ruft oft der Lockton eines
Männchen das Weibchen herbei, und wie sicher unterscheidet jedes die Stimme
seiner Genoffen. Ja die Stimme zeichnet sie vor allen Thieren aus, be¬
sonders wenn sie in melodischen Tönen zu uns dringt. Aber die Gewandt¬
heit ihrer Stimmen in Verbindung mit ihrem feinen Gehör befähigt sie auch
zum Nachahmen fremder Melodien, sogar menschlicher Worte. Sind sie aus
diesem Grunde schon die Lieblinge der Menschen, so werden sie noch seine