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Dadurch, dass der letztere in einem Hütchen sitzt und von unverstän¬
digen Kindern zum Spiele gebraucht wird, hat er schon großes Un¬
heil angerichtet. — Der Stechapfel ist noch viel schlimmer als das
Bilsenkraut. Seine Blüthe ist schön weiß, seine Fruchtkapsel mit
Stacheln bedeckt, sein Same besteht aus kleinen schwarzen Körnern,
deren Genuss Zuckungen, Zittern und Wahnsinn erzeugt. Der Stech¬
apfel wächst leider im Freien auch fast überall. Der rothe Finger-
hut wächst in gebirgigen Waldgegenden wild und wird, wie eine
strauchartige Sorte des Stechapfels, in Gärten oft genug als Zier¬
pflanze gezogen. — In die saubere Gesellschaft der Giftpflanzen ge¬
hört auch der giftige Hahnenfuß, dessen Saft äußerlich Iuken
und Brennen, innerlich heftige Schmerzen, krampfhaftes Lachen und
Irrereden hervorbringt — der scharfe Hahnenfuß, dessen Blüthen
Blasen auf der Haut ziehen — die Herbstzeitlose, deren Blüthe
auf Wiesen früher als die Blätter erscheint und unerfahrene Kinder
durch ihre tulpenartige Gestalt und ihre zarte rothe Farbe anlockt —
der schwarze Nachtschatten, dessen Blüthen Ähnlichkeit mit der
Kartoffelblüthe haben — und der kletternde Nachtschatten, dessen
Beeren noch schädlicher als die des schwarzen Nachtschattens sind.
Von den Gräsern gehören zu den Giftpflanzen der Taumel -
lolch oder Schwindelhafer. Er ist an Halm, Blatt und Blüthe
leicht genug zu erkennen, aber wer schafft ihn aus dem Getreide her¬
aus, wo er oft in großer Menge vorkommt? Es gibt kein anderes
Mittel, als die sorgfältige Reinigung des Getreides, wenn es gedroschen
ist. Brot, in welchem sich die gemahlenen Körnchen des Lolchs in
einiger Menge befinden, ist der Gesundheit sehr nachtheilig. Schändlich
ist es, wenn Brauer und Brenner absichtlich Taumellolch zum Getränke
mischen, um es berauschender zu machen.
Zu den Gistgewächsen gehören auch in der Regel alle diejenigen
Pilzsorten, die unangenehm riechen, eine bunte, grünliche oder
schwarzbraune Farbe, einen hohlen Strunk und eine klebrige Ober¬
fläche haben, auf der Zunge ein Brennen verursachen und beim Kochen
blau, schwarz oder hart und zähe werden. Aus dem Weißbleiben
einer mitgekochten Zwiebel kann man nicht mit Sicherheit die Un¬
schädlichkeit der Pilze erkennen. Die Wirkungen, welche der Genust
giftiger Pilze hervorbringt, sind von der traurigsten Art und ziehen
nicht selten den Tod nach sich. Als nächstes Gegenmittel gilt das
Trinken von möglichst viel Seifenwasser; jedenfalls muss man den
Kranken zum Brechen bringen, das auch durch laue Milch und laues
Wasser bewirkt wird; nur gebe man ja nicht Weinessig oder Salz¬
wasser zu trinken, denn dadurch würde das Gift auf die Nerven ge¬
leitet werden .