Full text: Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands

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3. Fixsterne, Planeten und Kometen. 
Fürs Erste müssen wir wissen, daß eS zweierlei Arten der Sterne giebt; denn so 
sehr sie alle, groß und klein, in der größten Unordnung unter einander zu sein scheinen, 
so behalten doch die meisten derselben Jahr ans Jahr ein ihre nämliche Stellung gegen 
einander, gehen Jahr aus Jahr ein in der nämlichen Ordnung mit und nach einander auf 
und unter, keiner kommt dem andern näher, keiner entfernt sich von dem andern. Jeder 
von uns, der auch nur ein Gestirn kennt, den Heerwagen oder den Jacobsstab, der wird's 
wissen. Wie diese Sterne in seiner Jugend standen, so stehen sie noch, und wo er sie 
im Winter oder Sommer, Nachts um 8 Uhr, oder um Mitternacht zu finden wußte, dort 
findet er sie in der nämlichen Jahreszeit wieder. Und diese heißen Fixsterne oder fest¬ 
stehende Sterne. 
Die Planeten oder Wandelsterne sind Weltkörper, welche ihr Licht und ihre 
Wärme von der Sonne erhalten und sich in einem gewissen Zeitraume in länglich runden 
Bahnen (Ellipsen) um dieselbe bewegen. Mit bloßen Augen sind nur 6 am Himmel zu 
sehen. Der Sonne zunächst steht Merkur (£), dann folgen Venus ($>), Erde (§), Mars (</), 
Jupiter (2s.) s Saturn (+>), Uranus (§) und Neptun (g). Zwischen Mars und Jupiter 
befinden sich eine Anzahl Planeten (Asteroiden), die eine zusammengehörige Gruppe bil¬ 
den. Die meisten davon sind erst seit 1845 entdeckt, und noch fast jährlich finden die Stern¬ 
seher neue. Sie sind sehr klein und bewegen sich in ziemlich gleicher Entfernung von der Sonne. 
Die Zeit, in welcher sich ein Planet um die Sonne bewegt, heißt ein Jahr. Je 
weiter ein Planet von der Sonne entfernt ist, einen desto größeren Weg hat er zu durch¬ 
laufen, desto langsamer bewegt er sich und desto mehr Zeit braucht er zu seinem Umlaufe 
um die Sonne. Neptun bewegt sich täglich gegen 65,000 Meilen vorwärts, während die Erde 
361,000 Meilen zurücklegt. Der der Sonne am nächsten stehende Planet (Merkur — 8 Mill. 
Meilen) bewegt sich in 88 Tagen und der entfernteste (Neptun = 614 Mill. Meilen) in 
etwa 165 Jahren einmal um die Sonne. 
Ein Kometstern oder Schweifstern ist allemal eine sehr merkwürdige Erscheinung, 
wenn er so auf einmal unangemeldet und unbeschiedcn am Himmel sichtbar wird und da 
steht und sagt kein Wort, zumal ein solcher, wie im Jahre 1680, der viermal so groß schien, 
als der Abendstern; , oder 146 Jahre vor Christi Geburt, der größer soll ausgesehen haben, 
als die Sonne; oder im Jahre 1769, dessen Schweif durch den vierten Theil des Himmels 
reichte; oder wenn gar zwei zugleich erscheinen, was auch schon geschehen ist. 
Die Kometensterne erscheinen viel seltener als die Planeten, die alle Tage am 
Himmel auf- und untergehen; denn sie sind nicht immer so nahe bei der Sonne oder bei 
uns, wie die Planeten. Wenn so ein Stern einmal um die Sonne herum ist und hat sich 
an ihr erwärmt, so zieht er in einer langen Linie hinweg in seinen Winter hinaus, weiß 
niemand wohin. Wenn er alsdann dreißig oder hundert oder viele hundert Jahre lang 
immer weiter und weiter hinweggezogen ist, und es fällt ihm ein, so kehrt er wieder um, 
damit er sich wieder einmal an der lieben Sonne recht erwärmen kann, und braucht wieder 
eben so viel Zeit zu seiner Heimreise, und selten sieht ihn einer, der ihn zum ersten Mal 
gesehen hat, zum zweiten Male. 
Der Kometstern hat keine so feste Masse, wie die Erde oder wie ein anderer Planet. 
Einige sehen aus wie ein bloßer Dunst, also daß man durch sie hindurch die andern Stern¬ 
lein will sehen können, die hinter ihnen stehen. Andere sind zwar schon etwas dichter, ha¬ 
ben aber doch das Ansehen, als wenn nicht alles daran recht an einander hinge, sondern 
viel leere Zwischenräume da wären. 
Die Kometsterne sind mit einem schönen, leuchtenden Schweif geziert, aber nicht alle. 
Einige z. B. haben rings um sich bloß einen Strahlenschein, als wenn sie mit leuchtenden
	        
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