33. Sriedrich Wilhelm, der Große Kurfürst.
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Von diesem trefflichen Manne stammt das edle Herrschergeschlecht, das
noch jetzt den preußischen Königsthron inne hat: durch Gottesfurckit, Gewissen¬
haftigkeit, strengen Fleiß und Tapferkeit ist es unter Gottes Segen von so
geringen Anfängen zu so gewaltiger Macht und zu so hohem Glanze gelangt.
Gott erhalte es noch lange zum Heil des Vaterlandes!
Als der Burggraf Friedrich von Hohenzolleru 1415 als Kurfürst in die
Mark einziehen wollte, fragte man ihn verwundert, weshalb er seine reichen
väterlichen Besitzungen im schönen Franken mit dem armen und verwilsteten
Lande vertausche. Er aber erwiderte: „Ein Land, welches soviel Wasser hat,
ist nicht arm zu nennen." Er wollte damit sagen, daß die großen Ströme der
Mark, die Oder und die Elbe mit ihren schiffbaren Nebenflüssen, und die vielen
Seeen zur Wohlfahrt des Landes in reichen! Maße nutzbar gemacht werden
könnten. Er gedachte, die Arbeit, welche der erste Markgraf, Albrecht der
Bär, schon vor 200 Jahren begonnen hatte, fortzusetzen. Dieser hatte die
ersten Bewohner des Landes, die heidnischen Wenden, nach harten Kämpfen
bezwungen und viele deutsche Bauern aus Holland herbeigerufen, damit sie die
Sümpfe trocken legten, die Gewässer eindämmten und das Land bewohnbar
machten. Seinem Beispiele folgten nun die tapfern und sparsamen Fürsten aus
dem Hause der Hohenzolleru, und unter ihrer Regierung ist die Mark zu hoher
Blüte gelangt. Die karge Natur des Landes war ganz geeignet, ein abgehärtetes
Geschlecht zu erziehen, das die Waffen zuführen verstand, wenn Feinde eingedrun¬
gen waren. Stellenweise ist tibrigens die Mark durch die Fürsorge der Fürsten
und durch saure Arbeit der Einwohner in ein fruchtbares Land verwandelt.
Wohl gibt es noch Örter, wo bei starkem Winde der Flugsand aus der Umgegend
sich in den Straßen häuft, anderswo aber ist selbst der flüchtige Sand gefesselt
und südwestlich von Berlin die Heimat der trefflichen Teltower Rüben geworden;
ja, bei Potsdam sind die Sandhügel in Obst- und Weinberge umgewandelt.
Im Jahre 1618 ward mit dem Kurfürstentum Brandenburg das Her¬
zogtum Preußen vereinigt. Das ging aber so zu. Nachdem der deutsche
Ritterorden die heidnischen Preußen bezwungen und durch Ansiedler deutsche
Sitte unter ihnen verbreitet hatte, trat der Hochmeister des Ordens Albrecht
von Brandenburg zur evangelischen Kirche über und verwandelte aus den
Rat Luthers die geistliche Ordensherrschaft in ein weltliches Herzogtum. Ihm
folgte sein Sohn in der Regierung, und als dieser ohne männliche Nachkommen
starb, fiel Preußen durch Erbschaft an seinen Schwiegersohn Johann Sigis¬
mund, Kurfürsten von Brandenburg.
Auf diesen folgte sein Sohn Georg Wilhelm als Kurfürst von Branden¬
burg und Herzog von Preußen. Der war der einzige unter den Hohenzollern,
dem es an Herrscherkraft und Einsicht, wie sie zumal eine schwere Zeit erfor¬
derte, gänzlich fehlte. So geriet das Land durch den dreißigjährigen Krieg,
der während seiner Regierung wütete, in die tiefste Zerrüttung. Unsägliches
Elend, Verheerung und Zerstörung herrschte überall; in der Hauptstadt Berlin
wohnten zuletzt nur noch 300 Bürger, die nichts als das nackte Leben hatten.
Zum Glück folgte dem schwachen Vater ein ausgezeichneter Sohn. Das war
Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, welcher als der eigentliche Grün¬
der der brandenburgischen Macht zu betrachten ist. Er bestieg den Thron