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Kosten annehmen wollte, so versuchten die Offiziere, seinem Bruder in Breiten
sich dankbar zu erweisen. Aber auch dieser wies alles zurück mit den Worten:
„Mein Bruder hat nur seine Schuldigkeit gethan."
Auf die Bitte der geretteten Offiziere richtete später der Großherzog Karl
von Baden an den guten Landsmann in Pensa ein Handschreiben. Dasselbe ist
vom 16. Juli 1814 und lautet:
„Dem braven Franz Anton Egetmaier in Pensa übersende ich hierbei wegen
der meinen gefangenen Offizieren geleisteten, uneigennützigen und menschenfreund¬
lichen Dienste die goldene Verdienstmedaille, daß er solche als Andenken von mir
und dem dankbaren Vaterlande trage." Kindergartenlaube.
163. Ein Friedhofsgang.
1. Beim Totengräber pocht es an:
„Mach auf, mach auf, du greiser Mann!
2. Thu auf die Thür uud nimm den Stab,
musst zeigen mir ein teures Grab!“
3. Ein Fremder spricht’s mit strupp’gem Bart,
verbrannt und rauh, nach Kriegerart.
4. „„Wie heisst der Teure, der Euch starb
und sich ein Pfühl bei mir erwarb?““
5. „Die Mutter ist es, kennt Ihr nicht
der Marthe Sohn mehr am Gesicht?“
6. „„Hilf Gott, wie gross, wie braun gebrannt,
hätt’ nun und nimmer Euch erkannt!
7. Doch kommt und seht, hier ist der Ort,
nach dem gefragt mich Euer Wort.
8. Hier wohnt, verhüllt von Erd’ und Stein,
nun Euer totes Mütterlein.““
9. Da steht der Krieger lang’ und schweigt,
das Haupt hinab zur Brust geneigt.
10. Er steht und starrt zum teuren Grab
mit thränenfeuchtem Blick hinab.
11. Dann schüttelt er sein Haupt und spricht:
„Ihr irrt, hier wohnt die Tote nicht.
12. Wie schloss’ ein Raum, so eng und klein,
die Liebe einer Mutter ein?“ Johann Nepomuk Vogl.