Full text: Lesebuch für ein- und zweiklassige Volksschulen

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66. Der grüne Wasserfrosch. 
1. In Sümpfen und Teichen lebt ein lustiges Völklein. Es 
sind die Frösche. An Frühlings- und Sommerabenden, wenn alles 
sich zur Ruhe begiebt, ist großes Konzert bei ihnen. Ein alter 
Wasserfrosch im grünen Frack mit drei gelben Nahten auf dem Rücken 
macht den Anfang. Er streckt die langen Beine von sich, hebt den 
dicken Kopf mit den großen, glänzenden Augen ans dem Wasser her¬ 
vor und öffnet sein weites Maul zum Gesäuge. Und der ganze Chor 
der übrigen Sumpf-Musikanten stimmt ein: „Quoak, qnoak, gäck, gack, 
gack!" So geht's in einem fort, in hohen und tiefen Tönen, die 
ganze Nacht hindurch. Dabei treten dem Männchen zwei dicke Schall¬ 
blasen an der Seite des Halses hervor und helfen den Schall ver¬ 
stärken. 
Die Frösche führen dazn lustige Täuze auf in ihrem grünen 
Wassersaale, erschnappen sich Mücken und Fliegen, die in ihre Nähe 
kommen, oder verzehren das Wasserküferchen, das an dem Schilfblatte 
in die Höhe kriecht. Manchmal aber wird ihnen der Spaß recht ver¬ 
dorben. Der Müller kommt mit seinen Knechten. Bei Fackelschein 
werfen sie Netze in den Teich und sangen viele der lustigen Sänger 
und Tänzer. Dann hat Musik und Tanz ein Ende. Die Knechte 
töten die gefangenen Frösche, schneiden ihnen die fetten Hinterschenkel 
ab und nehmen diese mit nach Hanse, um sie zu braten und zu essen. 
Man läßt die Frösche nicht gern überhandnehmen, weil sie den Fischen 
die Nahrung wegfressen, auch wohl die ganz jungen Fischchen ver¬ 
zehren. 
2. Morgens, wenn die Sonne warm scheint, guckt das Fröschlein 
aus dem Wasser zum blauen Himmel hinauf. „Ei, wie schön muß 
es draußen sein!" denkt es, und hops! sitzt es am Ufer. Es kommen 
Knaben daher und gehen nach der Schule. Das schlaue Fröschlein 
merkt nichts Gutes; und ehe noch die mutwilligen Knaben an den 
Rand des Teiches gekommen sind, geht's plumps! und das Fröschlein 
duckt sich unter das Wasser. Kaum sind die Knaben fort, sitzt es wieder 
am Ufer, und nun geht's in großen Sprüngen lustig vorwärts hin 
zur grünen Au. 
Kommt der Winter heran, so verkriechen sich die Frösche im 
Schlammgrunde und liegen hier starr und steif, wie tot, ohne zu 
essen und zu trinken, bis zum Frühlinge. Sie träumen von Sonnen-
	        
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