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Reichtum an Salz, namentlich in Salzburg, Siebenbürgen und Galizien. Dazu kommen
in Galizien noch Petroleum und Erdwachs. Auch Mineralquellen sind in großer
Zahl vorhanden, so in Böhmen (Karlsbad, Marienbad, Teplitz), in den Alpen (Gastein,
Hall, Ischl), Niederösterreich (Baden) und Ungarn (Ofen, MehLdia im Banater Gebirge).
Die Industrie ist nur in der Westhälfte des Reiches gut entwickelt. Sie
erstreckt sich der Hauptsache nach auf die Verarbeitung der einheimischen Roh¬
erzeugnisse und findet auch ihren Absatz überwiegend im Jnnlande. Ausgeführt
werden besonders Leder- und Wollwaren, Glas, Holz- und Schmucksachen und
Papier, eingeführt Rohbaumwolle. Die Hauptsitze der Gewerbetätigkeit sind
Böhmen, Schlesien, Mähren, Niederösterreich, Steiermark und Vorarlberg.
An erster Stelle steht die Webeindustrie, die namentlich in den Sudeten und
Vorarlberg betrieben wird. Brünn und Reichenberg liefern Tuche und Wollgewebe,
Rumburg und Trautenau Leinwand, Vorarlberg Baumwollenzeuge und Stickereien.
Die Eisenindustrie hat ihre Hauptsitze in den schon genannten Gebieten der Eisenstein¬
gewinnung. Wien ist bekannt durch seine Gold- und Silberwaren und die Herstellung
von wissenschaftlichen und musikalischen Instrumenten. Böhmen erzeugt Ton-,
Porzellan- und Glaswaren. In Böhmen, Mähren und Ungarn sind außerdem die
Zuckerfabrikation und die Mühlenindustrie von Bedeutung.
Handel und Verkehr. Wie das gesamte Wirtschaftsleben, so sind natur¬
gemäß auch Handel und Verkehr, die den Austausch der erzeugten Wirtschafts¬
güter vermitteln, weniger hoch entwickelt als im Deutschen Reiche. Während
hier die Zahl der in diesen Berufen Beschäftigten 10,6 °/0 beträgt, gehören
ihnen in Österreich nur 5,4, in Ungarn gar nur 4,2 °/0 an. Der Außen¬
handel leidet unter der ungünstigen Lage des Landes (S. 76) und steht selbst
hinter dem der Kleinstaaten Holland und Belgien zurück. Nur 85 Mk.
entfallen vom Jahresumsatz auf den Kopf der Bevölkerung gegen 240 im
Deutschen Reiche. (Vergl. S. 13). Während früher ganz überwiegend Rohstoffe
zur Ausfuhr kamen, nehmen jetzt in steigendem Maße auch Jndustriewaren
daran teil. „Vier Fünftel des Gutes, das von Böhmen die Elbe hinab¬
schwimmt, sind Erzeugnisse des Gewerbefleißes". Günstiger liegen die Ver¬
hältnisse für den Binnenhandel, der infolge der großen Kulturunterschiede,
die zwischen den einzelnen Landschaften des Donaustaates bestehen, recht lebhaft
ist. Die ö., rein landwirtschaftlichen Länder bilden das natürliche und wich¬
tigste Absatzgebiet für die Fabrikwaren der industriell hochentwickelten nw. Kron-
länder, die umgekehrt von jenen mit Roherzeugnissen versorgt werden.
Unter den Verkehrswegen Österreich-Ungarns spielen die Wasserstraßen eine
viel geringere Rolle als in Deutschland. Die Flüsse innerhalb der Alpen kommen für die
größere Schiffahrt nicht in Betracht. Dasselbe gilt von den meist in tiefen Schluchten¬
tälern dahinströmenden Wasserläufen Galiziens. Die Schiffahrt auf der Donau hat auf
den Durchbruchsstrecken von Passau bis Krems und am Eisernen Tore noch immer mit
erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen und leidet außerdem unter der langen Vereisung
des Unterlaufs. Eine sehr wichtige Wasserstraße ist die Moldau-Elbe, deren Güter¬
verkehr den der österreichischen Donaustrecken (Passau-Preßburg) sogar um das Zwölffache