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Kommt der Sonntag herbei, dann ziehen alle ihre guten
Kleider an und begeben sich zur Kirche. Auch das Kind soll
frühzeitig die Stätte lieb gewinnen, wo man Gottes Ehre predigt.
Am Sonntag Nachmittag gehen die Eltern mit ihren Kindern hinaus
in Gottes schöne Natur. Da werden die Kleinen hingewiesen auf
den Segen Gottes, der sich in Feld und Wald zeigt. Jetzt lernen
sie den Spruch des Dichters Geihel verstehen:
„Die ganze Welt ist wie ein Buch.
darin uns aufgeschrieben
in bunten Zeilen manch ein Spruch,
wie Gott uns treu geblieben.
Wald und Blumen, nah und fern,
und der helle Morgenstern
sind Zeugen von seinem Lieben.“
Alle guten Kinder beherzigen das göttliche Gebot: „Du sollst
Vater und Mutter ehren" und geben sich den Eltern in Liebe hin,
beachten ihre Wünsche und Gebote und freuen sich, wenn sie ihre
Kräfte im Dienste der Eltern und der Familie verwenden können. Die
älteren Geschwister nehmen sich der jüngeren an und dienen auch
dadurch den Eltern. Aber es giebt auch böse Kinder, die sich
nicht in die Familienordnung fügen wollen, die durch Un¬
gehorsam, Widerspenstigkeit und andere Sünden die Eltern betrüben
und erzürnen. Diese werden vom Vater bestraft, damit sie sich
bessern.
So wird die Familie zu der Stätte, wo die Kinder die ersten
und nachhaltigsten Anregungen für alle Tugenden empfangen.
Gottesfurcht und Vaterlandsliebe, Nächstenliebe, Treue und Gehor¬
sam, Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit, Ordnungsliebe und Pünkt¬
lichkeit, Fleiss und Aufmerksamkeit, das sind Tugenden, die
jeder besitzen muss, wenn er ein glücklicher Mensch und ein
tüchtiges Glied der menschlichen Gesellschaft sein will. Die hohe
Bedeutung der Familie hat die Kirche erkannt, darum wird ihr
eine besondere Heiligkeit beigelegt. Aber auch der Staat weiss,
welchen Wert ein gutes Familienleben für ein geordnetes Staats¬
wesen hat. Ist doch der kindliche Gehorsam die Vorschule für
den staatsbürgerlichen Gehorsam; wurzelt doch in der Liebe zur
Familie die Vaterlandsliebe. Darum schützt der Staat auch die
Familie. Seine Gesetze über die Ehe, das Eigentum, das Erbrecht,
sowie seine Fürsorge für Witwen und Waisen zeigen das.
44. Die Werkstatt.
Gehen wir einmal in Meister Konrads Werkstatt. Dort sind
ausser dem Meister vier Gesellen und drei Lehrlinge beschäftigt.
Der Meister ist ein angesehener Mann in der Stadt. Er ist nicht
nur sehr geschickt, sondern auch durchaus ehrenhaft. Pfuschereien
und Betrügereien ist er feind. Sein gegebenes Wort hält er streng.