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könnte. Das Gewühl der Menschen darauf, die theils auf den
Schiffen selbst sich herum treiben, theils in unzähligen Booten
zwischen den Schiffen, der Anblick der Masten, die einem Walde
gleichen, theils mit allen ihren L-egeln, theils abgetakelt, das
Wehen der englischen, französischen, spanischen, niederländi¬
schen, nordischen Flaggen, die Mannigfaltigkeit der Schiffe an
Gestalt und Größe, mit zehn, fünfzehn, zwanzig und noch mehr,
oder auch ohne Kanonen, das Kommen der einen, das Abziehen
der andern, die Geschäftigkeit der Arbeiter beim Ein- und Aus¬
laden, die Verschiedenheit der Figuren, Trachten, Sprachen,
dieß alles zusammen genommen vermag den Zuschauer viele
Stunden zu beschäftigen.
Die Stadt Dublin wird von sehr reichen und sehr armen
Leuten bewohnt. Mancher Dubliner, der nicht einmal zum
kleinen Adel gehört, hat ein jährliches Einkommen von 4000
Pfund (44,000 Gulden). Noch reichere Leute gibt es aber im¬
mer noch in England, wo mancher auf 10,000 Pfund rechnen
darf. Jeder genießt seinen Reichthum wie es ihm am besten
dünkt. Ein guter Theil davon wird verschmaust.
Die Art, wie die Mahlzeiten gehalten werden, ist bei den
Vornehmen und Reichen fast eben so wie in England. Auf
dem Tische steht weder ein Glas, noch irgend ein Getränk;
auf einem Nebentifchc erwarten aber drei, vier, fünferlei Arten
von Weinen, zweierlei Arten Bier und Eider (Obstwein) den
Befehl der Gäste. Jeder fordert von den Bedienten bald dieß,
bald jenes Getränk. Die Speisen werden nicht nach der Reihe
herum gegeben, sondern ein Jeder verlangt was er will, und
von den Schüsseln, die er vor sich hat, muß er den Andern vor¬
legen, er mag sonst im Hause bekannt seyn oder nicht. Suppe
wird gewöhnlich nicht gegessen, weder Mittags noch Abends.
Die Speisen sind ganz einfach, aber vortrefflich. Die Gemüse
werden gewöhnlich blos in Wasser gekocht, und ein Jeder nimmt
nach Belieben zerlassene Butter dazu. Gewöhnlich gibt man
keine Servietten; die Gäste nehmen, wie in England, das
Tischtuch vor sich, und wischen Mund und Hände damit ab.
Wenn die Frauenzimmer eine kurze Zeit beim Nachtische
verweilt haben, stehen sie auf und gehen in ein anderes Zimmer.
Die Herren aber setzen sich, an einen andern Tisch und lassen
die Flasche herum gehen. Der Hausherr fängt an und trinkt
gewöhnlich zuerst des Königs Gesundheit. Nachher trinkt Je¬
der nach der Reihe die Gesundheit einer Dame, die aber mit
keinem von der Gesellschaft verwandt seyn darf. Fehlt Einer
gegen diese Regel, so kann ihm der, dessen Verwandte sie ist,
zur Strafe einen Pump er auflegen, das heißt, ihn ein ganz
volles Glas trinken lassen. — So lange die Herren beim Wein
zusammen sitzen, steht durchgehends im nämlichen Zimmer ein
Nachttopf, dessen Jeder sich vor den Andern ohne Schell bedient.